Schützen ohne zu verwöhnen
Gärtnern hat Parallelen zur Kindererziehung: Der Grat zwischen verwöhnen und beschützen ist schmal. Wer sein Gemüse möglichst gut durch den Winter bringen will, verzichtet ab August auf das Füttern mit stickstoffhaltigen Düngern wie Mist, Mistkompost, Federn oder Hornmehl.
Mastige Pflanzen ertragen Frost wesentlich schlechter als knapp ernährte. Lauch, Rosenkohl, Federkohl, Steckrüben, Winterkohlarten, Nüsslisalat und diverse Zichoriensalate sind perfekt an tiefe Temperaturen angepasst, sie ertragen die Kälte auch als ausgewachsene Pflanzen. Andere Gemüse kommen mit Frost weit besser zurecht, solange sie noch jung sind. Im Mai gesäter Krautstiel überwintert z.B. schlecht, wird er dagegen erst Ende August gesät überwintert er sehr gut und schlägt im nächsten Jahr früh wieder aus. Winterkefen, -zwiebeln, -knoblauch, -kopfsalat, -spinat etc. sollten ebenfalls möglichst «jung», also klein in den Winter geschickt und entsprechend spät gesät werden. Klingt brutal, ist aber nützlich.
Auch zu früher und zu intensiver Schutz ist kontraproduktiv. Wintergemüse ist in der Lage, natürliche Frostschutzmittel einzulagern, dazu braucht es aber einige Kältereize. Man sollte deshalb nicht gleich bei der ersten herbstlichen Bise alle Pflanzen von Kopf bis Fuss einpacken, sondern erst zum wärmenden Vlies greifen oder einem Tunneldach greifen, wenn der Winter bedrohlich nahe gekommen ist.
Eveline Dudda, www.spriessbuerger.ch
Eveline Duddas «Spriessbürger» gehört laut der Deutschen Gartenbaugesellschaft zu den "Top 5 der besten Gartenbücher 2016". Tipp: Im Winter lesen und Vorfreude auf den Frühöing entwickeln.
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