Über zu viel und zu wenig Wasser
Der Film «Water is Love» zeigt die Ursachen für Hochwasser und Trockenheiten - und wie man aktiv werden kann. Vom 6.-9. Juni kann man ihn kostenlos streamen.
Ein Gespräch (zum Lesen und Hören) mit Ludwig Schramm und Rosa Pannitschka zu ihrem neuen Dokumentarfilm: über Wasser, Klima und darüber, dass man am wirksamsten handelt, wenn es aus Liebe geschieht.
Hochwasser in Süddeutschland und der Schweiz - vor kurzem auch in Brasilien, in grossen Regionen Ost-Afrikas und wahrscheinlich an unzähligen weiteren Orten. An anderen Orten gibt es gleichzeitig zuwenig Wasser. Wasser ist ein Überlebensthema.
Zuviel und zu wenig – also Überschwemmungen und Dürren – sind zwei Seiten desselben Ungleichgewichtes. Und das hat viel mit einem Mangel an Liebe zu tun: an Liebe, Respekt und Achtsamkeit für das Leben.
Der Film «Water is Love – Ripples of Transformation» (auf englisch) zeigt uns anschaulich die tieferen Hintergründe, warum das Klima und die Natur so in Ungleichgewicht geraten sind. Und er zeigt mutmachende Beispiele für ein anderes Denken – zum Beispiel von Indigenen – und wirksames Handeln.
Zeitpunkt: Rosa und Ludwig, herzlichen Glückwunsch zu eurem Film und der Onlinepremiere. Was bedeutet der Titel Water is love?
Ludwig Schramm: Wir versuchen wir in dem Film, ökologische Lösungsansätze zu vermitteln. Aber gleichzeitig, dass es nicht nur darum geht, sondern damit Menschen diese Lösungsansätze überhaupt anwenden wollen, brauchen sie eine Herzöffnung und eine Liebe fürs Leben. Äussere Lösungsansätze helfen nicht, wenn sie nicht auch aus der Liebe zum Leben und zum Wasser entstehen.
Rosa Pannitschka: Wir selber haben aus einer total starken Herzöffnung bei einer Pflanzenmedizinreise heraus begonnen – für das Thema Wasser und überhaupt die ganze natürliche Welt. So haben wir Lust gekriegt, einen Film zu machen, der die Herzen der Menschen berührt. So wie es Charles Eisenstein im Film auch beschreibt, wo man aus der Liebe zum Leben heraus handeln will und nicht aus der Angst, dass was ganz Schlimmes passieren könnte. Im Laufe der Zeit haben wir gemerkt, Wasser ist so ein unglaubliches Geschenk für die Erde, so verschenkend und lebensspendend wie die Liebe für den Menschen.
Was ist denn die Kernbotschaft des Films?
Rosa: Im Kern soll der Film zeigen, wie wichtig das Wasser für den Klimawandel ist – damit wir nicht nur über CO2 reden. Dazu zeigen wir praktische Lösungsansätze auf, die jeder umsetzen kann. So dass jeder Mensch merkt, wenn ich wieder eine Beziehung zur Umwelt und zum Wasser aufbaue, dann kann ich Teil davon sein, die natürliche Welt wieder zu regenerieren.
Ludwig: Die Kernbotschaft für mich ist: Es ist möglich, Ökosysteme zu restaurieren.
Inwieweit st euer Film eine Antwort auf das Hochwasser, das wir gerade erleben?
Ludwig: Die Beispiele, die wir aufzeigen, zeigen eher den Umgang mit Wassermangel. Aber unsere Animation beleuchtet den Wasserkreislauf umfassend und stellt dar, wie durch die Abholzung, Erosion und den negativen Eingriff des Menschen in Ökosysteme das Wasser nicht mehr natürlich fliessen kann, nicht mehr in den Boden einsickern kann, sondern abfliesst, sich staut und eben zu Umweltkatastrophen führt. Aber Länder, in denen Wassermangel besteht, haben trotzdem phasenweise sehr extremen Niederschlag, der dann zu Überschwemmungen führt. Wir zeigen Projekte, die dieses Wasser der Extremregenfälle auffangen und für die Zukunft speichern.
Rosa: Wir zeigen im Film auch, dass alles zusammengehört. Die Symptome sind dann unterschiedlich, aber der grosse Wasserkreislauf und der grosse Zusammenhang des Ökosystems betrifft uns alle auf die eine oder andere Weise.
Ihr habt auch Interviews mit Indigenen gemacht. Indigenes Wissen ist für die meisten von uns eine fremde Welt. Gab es da für euch eine besondere Erkenntnis, gerade im Kontakt mit Indigenen?
Rosa: Ich denke sofort an Ati Quigua aus Kolumbien. Sie beschreibt, dass in ihrer Kultur die Flüsse Rechte haben, so wie Menschen. Für jegliche Planung ist Wasser die Grundlage. Im Gegensatz zu unseren linearen Städten, wo das mäandernde, fliessende Wesen des Wassers nicht mit einbezogen wird.
Ludwig: Die indigene Kultur bringt mir immer eine Welt der Verbundenheit nah, wo nicht alles so getrennt ist voneinander. Im Kontakt mit den Indigenen, aber auch durch meinen eigenen Weg begreife ich immer mehr, dass alles lebendig ist, und alles will respektiert werden. Respekt ist ein wesentlicher Bestandteil in einem gesunden Ökosystem. Und der Respekt vor dem Wasser wird in indigenen Kulturen den jungen Menschen ganz früh vermittelt.
Ladonna Brave Bull Allard sagte uns in einem Interview, dass ihre jungen Leute in eine Art Vision Quest geschickt werden, mehrere Tage ohne Wasser, damit sie wissen, was das für ein wertvolles Gut ist. In unserer Kultur ist der Zugang zum Wasser halt der Wasserhahn. Das Interview ist leider nicht in dem Film. Aber wir hoffen, dass wir noch Bonusmaterial veröffentlichen werden können.
Danke schön und viel Erfolg.
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Christa Leila Dregger
Christa Dregger-Barthels (auch unter dem Namen Leila Dregger bekannt). Redaktionsmitglied des Zeitpunkt, Buchautorin, Journalistin und Aktivistin. Sie lebte fast 40 Jahren in Gemeinschaften, davon 18 Jahre in Tamera/Portugal - inzwischen wieder in Deutschland. Ihre Themengebiete sind Frieden, Gemeinschaft, Mann/Frau, Geist, Ökologie.
Weitere Projekte:
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