Vom Schlusslicht zum Vorreiter

Seit diesem Jahr hat die Stadt Biel wohl die ambitionierteste öffentliche Verpflegung der Schweiz. Die zentrale Küche im Altersheim Riedern setzt möglichst auf Bio-Produkte aus einem Umkreis von 35 Kilometern. Das fördert die regionale Landwirtschaft, die Verarbeitung und schafft kurze Wege.

Kinder einer Bieler Tagesstätte beim Mittagessen (Bild: Stadt Biel)

Bis zu 270'000 Mahlzeiten pro Jahr werden nach diesen strengen Kriterien gekocht, das sind rund 1400 Mahlzeiten pro Tag, die an die Tagesstrukturen und Altersheime gehen.
Unter den zehn grössten Städten der Schweiz rangierte Biel bei einem Greenpeace-Ranking zur Nachhaltigkeit in der öffentlichen Verpflegung als Schlusslicht, das Fazit: Nachholbedarf in allen Punkten.

Dass wir heute an diesem Punkt sind, ist eine kleine Erfolgsgeschichte. 2013 formierte sich ein kleines Komitee, bestehend aus Vision 2035, Terrevision, Grünen, den Elternräten und weiteren Organisationen, die nach etlichen Beschwerden von Lehrkräften, Eltern und Kindern den Caterer SV Group durch eine nachhaltige und gesunde Alternative ersetzen wollten.

Deshalb wurde im September 2014 die Initiative gesunde Ernährung lanciert und im Januar 2015 mit 2500 Unterschriften eingereicht. Im 2021 kam dann das von der Stadt Biel ausgearbeitete Reglement. Der Verpflichtungskredit über 8 Mio. Franken erreichte mit 84 Prozent Zustimung ein historisch hohes Abstimmungsresultat über alle Parteigrenzen hinweg.

Das öffentliche Beschaffungswesen ist ein wichtiger Hebel bei der Umsetzung nachhaltiger Ernährungsstrategien für die Städte. An diesen Erfolg möchten wir anknüpfen und laden am 8. Februar 2023  zum Workshop zur Transformation des städtischen Ernährungssystems ein.

Was wäre, wenn die Stadt Biel die urbane Landwirtschaft und das Lebensmittelhandwerk aktiv fördert und dazu eine Strategie entwickelt, gemeinsam mit allen Akteuren. Was wäre, wenn die Stadt Biel, wie schon den Kultur- und Sportpreis, eine solche Auszeichnung an wichtige Akteure einer nachhaltigen Ernährung entrichten würde? Und eine weitere wichtige Frage: Wie schaffen wir einen Zugang zu gesunder Ernährung für Armutsbetroffene?


Mathias Stalder ist Koordinator von «Stadt ernähren» und der Foodcoop Biel-Bienne

Übersicht der Stadt Biel über ihr Projekt «Gesunde Ernährung»