Wie wir im Netz manipuliert werden
Das Design von Webseiten ist raffiniert. Es bringt die Nutzer dazu, Dinge zu tun, die sie gar nicht wollen. Farbenfrohe «Buttons» verleiten voreilig zum Klick, und das Häkchen für den Newsletter ist automatisch gesetzt. Im Fachjargon nennt sich die Trickkiste «Dark Patterns».
«Dark Patterns» sind Elemente des UX-Designs. UX steht für User-Experience, sprich, das Kundenerlebnis. Eine gute Webseite ist benutzerfreundlich. Will heissen: Sie ist so gestaltet, dass sich die Besucher rasch zurechtfinden und möglichst lange verweilen. Ein nutzerfreundliches Design schafft Vertrauen in den Anbieter und sein Angebot; beim E-Commerce ein wichtiges Kriterium.
Trotzdem sind die Nutzerfallen nicht weit, wenn auch versteckt und nicht prominent platziert. Das beste Beispiel ist der «Cookie-Button». Der Knopf, der alle Cookies akzeptiert, kommt farbig und in grossen Lettern daher. Schnell wegdrücken und das Wellenreiten auf der Seite kann beginnen. Unattraktiv gestaltet sich die gezielte Auswahl der Cookies und beansprucht Zeit, die niemand hat.
Zu den «Dark Patterns» gehören auch Push-Nachrichten. Diese Funktion kennen wir von Messenger-Apps: Der Nutzer wird mittels «Pop-up» benachrichtigt, dass eine neue Mitteilung auf ihn wartet. Damit wird er bei der Stange gehalten, um immer wieder auf die App zuzugreifen.
Auch Betreiber von Webseiten bedienen sich dieser Push-Meldungen. Das Pop-up-Fenster am oberen Bildschirmrad ist in der Eile rasch weggeklickt. Ob damit die Meldefunktion auch gleich abonniert wurde, merkt der Nutzer spätestens dann, wenn aus dem Nichts erneut ein Pop-up derselben Webseite auf die Benutzeroberfläche springt; typischerweise mit Werbung.
Wer den neuen Mixer übers Netz bestellt, soll den Warenkorb prüfen, bevor der Bestellprozess ausgelöst wird. Artikel, die sich auf mysteriöse Weise in den Einkaufswagen schmuggeln, sind nach Kaufabschluss im Paket mit drin. Und dabei handelt es sich nicht immer um Gratismuster.
In internationalen Online-Shops werden Liefer- oder Zollgebühren oftmals erst kurz vor Bestellabschluss ausgewiesen. Ärgerlich, aber dennoch für viele kein Grund, die Bestellung abzubrechen. Vor allem dann nicht, wenn bereits viel Zeit dafür aufgewendet wurde, das passende Teil zu evaluieren. Hier siegt die Bequemlichkeit. Der Anbieter ist sich dessen bewusst und macht sich dies zunutze; auf Kosten der Kunden.
Auf der Suche nach einem Feriendomizil tappt man in die nächste Marketingfalle. So werden auf Buchungsplattformen Hinweise ausgespielt wie: «Nur noch zwei Zimmer verfügbar» oder «24 weitere Personen schauen sich gerade die gleiche Unterkunft an.» Die simulierte Knappheit und Beliebtheit erzeugt Druck, das Zimmer sofort zu buchen.
Das Löschen eines Benutzerkontos ist ebenfalls ein Buch mit sieben Siegeln. Während ein Konto rasch erstellt ist, gestaltet sich die Deaktivierung zeitintensiv. Jetzt steht kein hübscher «Button» zur Verfügung. Im Gegenteil: Etliche Pull-Down-Menüs müssen durchforscht werden, um schliesslich doch Google nach einer Bedienungsanleitung zu fragen. Aus Marketingsicht ein cleverer Schachzug: So schnell wird kein Kunde vom Haken gelassen: «Dark Patterns» par excellence.
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