Eine späte Erfindung, aber ein echtes Bedürfnis.

(Foto: Death to Stock Photo)

Wer in den Regeln des Benedikt von Nursia, des ersten Ordensgründers, Anweisungen zur Feier von Weihnachten im Kloster erwartet, sucht vergeblich. Das Weihnachtsfest wird mit keinem Wort erwähnt. Benedikt schrieb seine «Regula Benedicti» um das Jahr 540. Sie zählt zu den ersten Ordensregeln, die das Zusammenleben von Mönchen ordnete. Ostern, Pfingsten, Fastenzeit – alles ist im Blick –, von Weihnachten kein Wort in den 73 Kapiteln. Diese Tatsache zeigt, dass die Feier des Weihnachtsfestes, auch wenn es in der Volksfrömmigkeit heute die erste Stelle einnimmt, eigentlich eine späte «Erfindung» im christlichen Festkalender ist.

Erst Mitte des 4. Jahrhunderts wurde die Feier der Geburt Jesu auf den 25. Dezember festgelegt, dem Datum der Feier zu Ehren des römischen Sonnengottes Sol Invictus, nach altem Kalender am kürzesten Tag des Jahres. Man wollte die römische Feier durch eine Umdeutung des Festtermins verdrängen. In der 200 Jahre später entstandenen «Regula Benedicti» hatte dieser «neumodische» Festtermin noch keinen Eingang gefunden.
Eine Vorbereitungszeit vor Weihnachten, die Adventszeit, wie wir sie kennen, wurde sogar erst um die erste Jahrtausendwende festgelegt.

Knapp 1000 Jahre nach der Einführung einer vierwöchigen Vorbereitungszeit auf Weihnachten, der Adventszeit, muss man sich den damaligen Sinn, nämlich eine Besinnungs- und Vorbereitungszeit vor einem Fest, wieder suchen. Unter all den Traditionen, die sich in dieser Zeit – zum Teil erst in den letzten hundert Jahren – herausgebildet haben, muss man sich neue Ruheinseln suchen.
In den letzten Jahren haben sich im Kloster Kappel immer mehr Menschen mit dem Bedürfnis eingefunden, die  Vorbereitungszeit auf Weihnachten in Ruhe und Einkehr zu gestalten, im Kloster Kappel eingefunden. Menschen verweilen für ein Wochenende oder für ein paar Tage, um sich zu besinnen,  um zur Ruhe zu finden. Und sie tun es auf je eigene Weise: meditierend oder betend, singend oder schweigend, kreativ tätig oder im Gespräch mit andern. Die Ausstrahlung des Ortes, die Tradition der Tagzeitengebete und das Erbe der Zisterzienser tragen je das ihre dazu bei, dass Einkehr und Stille erfahren werden können, manchmal auf ganz überraschende Weise.

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Der (leicht gekürzte) Text stammt aus dem schönen Jahresprogramm des Klosters Kappel, heute ein Seminarhotel und Bildungshaus der evang.-ref. Kirche des Kantons Zürich. Unter den 35 Angeboten bis Ende Januar 2019 sind uns aufgefallen:
Timeout Advent – Atempause im Männerkreis. Mit dem freiberuflichen Theologen Christoph Walser und dem Coach Roland Lorenz. 7.-9. Dez.
Was will ich – was ist wichtig? Seminar zur ganzheitlichen Standortbestimmung. Mit dem Theologen und Publizisten Lukas Niederberger. 4.-6. Jan. 2019
Weitere Informationen: Kloster Kappel, Kappelerhof 5, 8926 Kappel am Albis, Tel. 044 764 88 30
www.klosterkappel.ch