Das Einfache – gar nicht so einfach

Wir ziehen den Hut vor Ueli Stadelmann und Pianta monda

Foto: Schweizer Fernsehen

Das einfache Leben ist attraktiv – solange man immer in den Luxus der Zivilisation zurückkehren kann. Diese Erfahrung macht Ueli Stadelmann seit 25 Jahren. 1993 zog der damals 50-jährige Primarlehrer mit Gleichgesinnten vom Kanton Zürich ins Valle Maggia im Tessin und gründete in einem verlassenen Weiler mit zehn kleinen Rustici oberhalb Menzonio die Genossenschaft Pianta Monda. Ein Ökodorf mit Ausstrahlung, ein Ort der Begegnung und der Gemeinschaft sollte es sein. Einiges wurde erreicht, aber ein Ökodorf ist es nicht geworden. Ueli, oder Ulrico Stamani, wie er sich jetzt nennt, ist als Einziger der Gründer geblieben. Viele kommen für ein paar Tage, Wochen oder Monate als Gäste oder Helfer, tauchen ein in die Einfachheit und kehren dann wieder in ihr bequemeres Leben zurück. Dabei haben sie die wirklich harte Arbeit in den monti di fame, wie die Tessiner Bergtäler früher genannt wurden, gar nicht erlebt. Sie haben nicht wie Ulrico die steilen Terrassen gerodet und wieder urbar gemacht, die Rustici renoviert und mit den Geldsorgen gekämpft. Denn auch nach 25 Jahren ist das Ziel der Selbstversorgung nicht erreicht. Die Einnahmen von den Gästen und aus dem Verkauf von Kräutertee, Holunderblütensirup, Filztaschen und Stricksachen im Dorfladen sind knapp. Ohne Spenden geht es nicht. Seit kurzem hat die Genossenschaft ein Büro im Dorf unten und einen Begegnungsort. An diesem punto di incontro wird am 16. Januar das Jubiläum der Genossenschaft gefeiert. Dass es Pianta Monda überhaupt noch gibt, ist Ulricos Verdienst. Wir können froh sein, dass es Menschen gibt, die einfach nicht aufgeben.

Wer Pianta Monda unterstützen möchte, kann dort Ferien machen, beim Bauen und Gärtnern mithelfen oder Genossenschafter werden. Pianta Monda, 6692 Menzonio, www.piantamonda.ch, Tel 079 417 67 21

Über

Christoph Pfluger

Submitted by admin on Do, 07/13/2017 - 08:33

Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".

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