Freund oder Feind?
Aus dem Podcast «Fünf Minuten» von Nicolas Lindt.
Diesmal wende ich mich vor allem an all diejenigen, die sich wie ich im weitesten Sinne zur Freiheitsbewegung zählen oder mit ihr sympathisieren.
Während zwei Jahren haben wir uns gegen die Corona-Massnahmen gewehrt, und seit einem weiteren Jahr setzen wir uns für eine Friedenslösung im Ukraine-Konflikt und für eine Rückkehr zur Neutralität ein. In dieser ganzen Zeit mussten und müssen wir immer wieder erleben, dass die «andere Seite», der Mainstream, anstatt unsere Argumente zu respektieren und sachlich darauf zu antworten, pauschal auf uns losgeht und uns wechselweise als «Corona-Leugner», «Rechtsextreme» oder «Putin-Versteher» verunglimpft. Was wir auch sagen, man hört uns nicht zu, sondern spricht uns das Recht ab, als mündige Bürger ernstgenommen zu werden.
Wie aber verhalten sich viele auf unserer Seite? Wie verhalten sie sich im Hinblick auf die Wahlen im Herbst? Wie die Medien des Mainstreams bleiben sie nicht bei der Sache – sie zielen auf die Person. Auf eine ganz bestimmte Person. Er ist der bekannteste und vielleicht auch schillerndste Kandidat aus der Freiheitsbewegung: der Mann, der den gleichen Vornamen trägt wie ich. Wechselweise wird er verspottet, verurteilt, als Egozentriker und Narzisst geschmäht und so hingestellt, als wäre er nicht einer von uns, sondern ein politischer Gegner.
Als ich Nicolas A. Rimoldi vor drei Jahren das erste Mal begegnete, eine dicke Havanna rauchend, dachte auch ich als erstes: Hat er das nötig? Ist er ein Möchtegern? Steckt in ihm ein Mafiosi? Aber dann hörte ich auf mit Psychologisieren. Für jeden von uns findet sich eine Schublade – auch wenn sie uns gar nicht passt. Soll er doch die Zigarre rauchen, sagte ich mir. Als Nichtraucher kann ich da sowieso nicht mitreden.
Dann aber lernte ich in Nicolas einen Menschen kennen, der dich klaren Blickes mit Augen anschaut, die Wärme ausstrahlen, und der nicht von vornherein über dich urteilt, sondern zuhören kann. Er war mir vom ersten Augenblick an sympathisch, obwohl ich weiss, dass erste Eindrücke täuschen können, weil jeder Mensch zwei Gesichter besitzt.
Und da höre ich schon die Unkenrufe: Du weisst ja nicht, wie er wirklich ist! Hinter der sympathischen, rebellischen Pose steht ein berechnender Karrierist, einer, der blendet und manipuliert.
Vielleicht ist es so. Möglich, dass der Gründer von «Mass-voll» nur an sich selber denkt. Möglich, dass er den Kult um seine Person nicht nur wahltaktisch notwendig findet, sondern braucht wie der Fixer den täglichen Schuss. Möglich, dass er gern in den Spiegel blickt. Doch wer tut das nicht, der sich öffentlich exponiert? Wer eine politische Botschaft hat und die Menschen dafür gewinnen will, muss sein eigener Follower sein. Er muss an sich glauben. Bis und mit an sein Äusseres. Wer die politische Bühne betritt und nicht zugeben kann, dass er gerne vor Menschen steht, gern in ein Mikrofon spricht und gerne sein Bild in der Zeitung sieht, hat ein Problem mit sich selbst. Auch Politik ist bis zu einem gewissen Grad Showbusiness.
Genau deshalb ist Nicolas für viele von uns eine ärgerliche Herausforderung. Weil er gegen den Mainstream mit den Mitteln des Mainstreams kämpft. Weil er sich selbst inszeniert. Weil er die Aufmerksamkeit sucht, wo immer er sie bekommt. Aber damit hat er Erfolg. Je näher die Wahlen rücken, umso häufiger wird er auch in den Mainstreammedien erscheinen. Schon jetzt kommen sie nicht mehr um ihn herum. Sie versuchen ihn immer noch anzuschwärzen und in die rechtsextreme Ecke zu stellen, aber manchmal habe ich fast den Eindruck, sie bewundern ihn auch ein wenig, weil er so bemerkenswert aussieht und weil er sich so kämpferisch gibt.
Sein Kämpfergeist ist sein Image – aber auch seine Natur. Da verbürge ich mich für ihn. Was er sagt, meint er ernst. Er ist überhaupt ein ernsthafter Mensch, der im persönlichen Austausch besonnen und nachdenklich wirkt. Dieser Eindruck hat sich mir jedes Mal wieder bestätigt, wenn ich mit ihm zu tun hatte. Aber ich vergesse auch nicht, dass Nicolas erst 28 ist. Ich weiss noch, wie ich selber als junger, politisch engagierter Autor auf die öffentliche Resonanz reagierte. Ich war überfordert. Meine Ambitionen waren mir wichtiger als die Rücksichtnahme auf meine Mitmenschen. Auch der andere Nicolas ist noch am Lernen. Menschliche Reife gibt es nicht kostenlos.
Doch geben wir ihm eine Chance – die Chance, uns zu beweisen, dass seine Kritiker Unrecht haben. Bis zu den Wahlen bleiben noch knappe zwei Monate, in denen sich zeigen wird, ob Rimoldi dem ganzen Druck standhält. Ob es ihm um die Sache geht oder um den Applaus.
Aber nicht nur er ist gefordert. Auch wir müssen beweisen, dass wir nicht mit den falschen Zungen des Mainstreams reden. Manche von uns sind auf den Selbstdarsteller in unserer Mitte derart allergisch, dass sie ihn richtig hassen. Doch wie kann man jemanden hassen, der dasselbe sagt wie wir selbst? Sachlich sind wir mit Nicolas einig. Das muss genügen. Sympathien sind fakultativ.
Wer mich fragt, wen wählst du am 22. Oktober, dem antworte ich: Ich wähle die Freiheitsbewegung. Wer mich genauer fragt, dem antworte ich: «Aufrecht Schweiz». Im Namen von Aufrecht Schweiz kommt die Schweiz vor. Und der aufrechte Gang. Und die Farben von «Aufrecht Schweiz» sind das Weiss und das Rot. Das gefällt mir. Ich wähle die Kandidaten von «Aufrecht Zürich», aber ich wünsche auch allen anderen Freiheitsbewegten, die sich zur Wahl stellen, Glück. Ich sage das ganz bewusst. Denn sämtlichen Unterschieden zum Trotz sind wir EINE Bewegung. Wir haben die gleichen Ziele und wir brauchen die ganze Kraft für das, was uns eint.
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An drei Anlässen engagiert sich Nicolas Lindt für die Kandidaturen von «Aufrecht Schweiz». Am 26. August sprach er auf dem Europaplatz in Zürich am Openairpodium von «Aufrecht Zürich» (zusammen mit Dr. Andreas Heisler). Eine zweite Ansprache folgt am Samstag, 9. September um 14 Uhr auf dem Marktplatz in Amriswil am Openairpodium von «Aufrecht Thurgau» (zusammen mit Andreas Thiel, Stefan Millius und anderen). Der dritte Auftritt findet am Samstag, 7. Oktober um 14 Uhr auf dem Rosalia Wenger-Platz in Bern für «Aufrecht Bern» statt.
von:
Über
Nicolas Lindt
Nicolas Lindt (*1954) war Musikjournalist, Tagesschau-Reporter und Gerichtskolumnist, bevor er in seinen Büchern wahre Geschichten zu erzählen begann. In seinem zweiten Beruf gestaltet er freie Trauungen, Taufen und Abdankungen. Der Autor lebt mit seiner Familie in Wald und in Segnas.
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