3 Fragen an Kathrin Lehmann

Als Fussballerin und Eishockeyspielerin spielte sie in der Schweiz, in den USA, in Deutschland und Schweden in den höchsten Ligen. Gewann dreizehn nationale Titel, zwei Champion League Titel und viele bedeutende Auszeichnungen. 2011 beendete die Züricherin ihre aktive Profikarriere. Seit 2015 kommentiert die 41-Jährige alle Schweizer Fussball Länderspiele im Radio und TV bei SRF und führt in München ihre Privatuniversität, wo Bildung und Spitzensport vereint werden. Heute – am Tag des Sportes – blickt Kathrin Lehmann auf ihre Karriere zurück und gibt uns Tipps, wie wir fit bleiben können.

© Kilien Reil

Zeitpunkt: Spitzensportlerin in zwei Disziplinen, wie macht man das? Ich stelle mir einen anstrengenden Alltag vor.

Kathrin Lehmann: Als Sänger oder Sängerin kann man ja auch verschiedene Stile singen, wenn man die Grundkenntnisse der Musik erlernt hat. Ausserdem stand ich im Fussball im Goal und im Eishockey war ich Stürmerin. Weswegen ich die physische Grundfitness für beide Sportarten im selben Kraft- und Ausdauertraining trainieren konnte. Wäre ich dagegen im Fussball Feldspielerin gewesen, da hätte ich anders trainieren müssen.

Aber ja, ich war während meiner Fussball- und Eishockeykarriere sieben Tage die Woche Spitzensportlerin. Wenn man von klein auf einen grossen Bewegungsdrang hat und dazu noch ein gewisses Talent, dann geht das. Ausserdem liebe ich das Spiel. Mein erstes Ziel war es nie, zu gewinnen. Sondern stets mit den Besten und gegen die Besten zu spielen. Da kommen die Siege automatisch. Klar, es gab Terminkollisionen, da ich in zwei Disziplinen spielte. Aber in den Verträgen konnte ich es immer so aushandeln, dass es möglich war. Dafür verzichtete ich zum Teil auf mehr Geld, das ich im Fussball hätte verdienen können. Eishockey, das habe ich mir nie nehmen lassen. Und wie man das im Alltag schafft? Nun, man darf nicht vergessen, dass ein Teil des Berufes einer Spitzensportlerin Schlafen und Essen ausmachen. Man hat tägliche Trainingsstunden, aber ebenso viel Freizeit, die man selbst gestalten kann. Ich liebte dieses Wechselspiel.

Fussball und Eishockey, sie gelten nach wie für viele als Männerwelten. Wie haben Sie das erlebt?

Ich finde, das ist eine ganz gefährliche Diskussion. Wenn man dies heute einen 10-Jährigen oder eine 10-Jährige fragt, denken sie nicht mehr so. Sie wachsen relativ neutral auf. Ohnehin: Sport ist neutral – Sport sagt Ja zu allen Menschen, die sich bewegen wollen. Aber es ist schon so, dass es gerade bei Menschen über 50 noch einige gibt, die eine andere gesellschaftliche Wahrnehmung haben, anders aufgewachsen sind. Und oft sitzen diese auf den Sponsorentöpfen. Das ist problematisch. Nicht selten sind es auch sie, die sagen, dass es schwierig sei für Aufsichtsräte oder für den Vorstand grosser Sportvereine, qualitativ geeignete Frauen zu finden. Was überhaupt nicht stimmt. Ich könnte sofort zehn Top-Frauen nennen.

Einen Satz, den ich früher oft gehört habe und nicht mehr hören kann: «Läck, das ist ein Superspiel gewesen – für ein Frauenspiel.» Ein Kompliment, das nicht mal böse gemeint war, aber gemacht wurde, indem die Männerspiele als Gegenpol verglichen wurden. So hirnverbrannt. Ich bin froh, dass man diesen Satz heutzutage weniger hört. Frauenfussball ist etabliert. Bis er allerdings im Fernsehen den gleichen Stellenwert wie Männerfussball hat, braucht es wohl noch fünf bis zehn Jahre. Hat viel auch mit Marketing zu tun. Gerade jetzt ist die richtige Zeit, um darin zu investieren – und dann in ein paar Jahren als Anbieter abzusahnen.

Wie bleiben Sie nach Ihrer aktiven Karriere fit? Und was empfehlen Sie uns anderen, gerade in dieser Zeit, in der wir viel zu Hause im Homeoffice sitzen?

Ich spiele nach wie vor Eishockey, habe bei mir zu Hause ein kleines Kraftstudio eingerichtet, und meine zwei Hunde halten mich ebenso fit. Ausserdem bin ich in Deutschland ja Fussballschiedsrichterin. Pro Spiel renne ich zwischen 8,5 und 9,5 Kilometer hin und her. Ansonsten: Ich fahre offiziell Lift (lacht) und trinke gerne mal ein Weinchen oder ein Bier.

Ein paar Tipps? Nun, ganz konkret: Erstens nimm jede Treppe, die du nehmen kannst. Zweitens stell dir einen Wecker, jeden Tag auf eine bestimmte Uhrzeit, mache dann zehn Minuten lang ein paar Übungen, Liegenstützen, Rumpfbeugen oder etwas für die Rückenmuskulatur. Irgendwas. Drittens suche dir ein Leidensgschpändli, das sich mit dir sportlich betätigt. Viertens gönne dir alles, wozu du Lust hast, aber du musst es dir verdienen. Sprich: Hast du den Wecker wirklich gestellt? Wenn nicht, erst zehn Minuten Übungen machen, dann Bier trinken.
 

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