Aggressivere Bienen haben die Rüsselchen vorn

Gesund, vital und resilient – diese Kriterien wurden in einem Schweizer Projekt für die Bienenvölker-Zucht ausgewählt. Das Resultat des Projekts: Die gesünderen und robusteren Bienenvölker sind vermutlich auch die aggressiveren. Was für die Zucht nicht einfach ist.

Brutwabe der Dunklen Bienenkönigin (rosa markiert) / © Ariane Maeschli

Bienen, die aggressiv sind, sind unangenehm für Imker und Imkerin. Daher werden aggressive Bienenvölker in der traditionellen Bienenzucht in der Schweiz negativ bewertet. Eines der Zuchtziele von Imkern ist eine sanftmütige und einfach zu handhabende Biene. Doch das Zuchtziel Sanftheit wird nun in Frage gestellt – durch die Ergebnisse eines vierjährigen Projekts des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FIBL).

Im Projekt wurden die Jungvölker für die Weiterzucht im Frühjahr 2020 und 2021 ausgewählt. Dies ausschliesslich auf der Grundlage von Merkmalen wie frei von Krankheit, gesunde Brut, kompaktes Brutnest oder Polleneintrag.

Es zeigte sich die Tendenz, dass aggressivere Bienenvölker nach dem Überwintern eine grössere Volkstärke aufwiesen. Die Auswahl für die Weiterzucht fiel daher vorwiegend auf Völker, die im Vorjahr eine stärkere Aggressivität und ein gutes Putzverhalten – ausräumen beschädigter Larven – zeigten. Bereits das Temperament der Muttervölker scheint darauf einen Einfluss zu haben. An einem Standort wurde untersucht, wie viele Jungvölker pro Muttervolk über die Jahre zur Weiterzucht ausgewählt wurden und welche Eigenschaften diese Muttervölker aufwiesen. Auch hier zeigte sich, dass vor allem von den aggressiveren Muttervölkern Jungvölker weitergezogen wurden.