Chapeau! Für das Feuerchen mit Heilkraft

Man verbrennt Kuhdung und singt ein Mantra. Die entstehende Asche sorgt für gehöriges Pflanzenwachstum: Agnihotra entstammt den vedischen Lehren.

Auch Livio und Joel begehen das Agnihotra-Zeremoniell für innere Sammlung und für Mutter Erde (Bild: zvgr

Sie sei sonst eigentlich gar keine «Gschpürschmi»-Frau, also niemand, der sich als besonders spirituell bezeichnen würde. Aber als ihr eine Freundin vor sechs Jahren begeistert von Agnihotra erzählte, sei sie sofort Feuer und Flamme gewesen. Nachdem sie das erste Mal das Gefäss mit den knisternden Flammen in ihren Händen hielt, wurde das Ritual ein fester Bestandteil ihres Tagesablaufs. Bei Sonnenaufgang und -untergang ist der getrocknete Kuhdung in einer genau abgemessenen pyramidenförmigen Kupferschale anzuzünden. Dazu wird ein Mantra gesungen. «Ich kann damit so gut hinunterfahren. Das tut so gut in unserer hektischen Zeit», sagt Patrizia Käslin. Zudem könne sie so der Erde ein Stück weit zurückgeben, was wir Menschen ihr durch Umweltzerstörung antun.

Asche fördert das Pflanzenwachstum. Agnihotra kann mehr: Es reinigt Luft und Wasser und heilt Bäume. So sagt es jedenfalls eine wachsende Anzahl von Anhängern, die das alte indische Feuerzeremoniell begehen und die daraus entstandene Asche mit Wasser aufkochen und in Feinstdosis zum Beispiel für Sämlinge nutzen. 

Selbst Patrizia Käslins beide Katzen und ihr Hund freuen sich, wenn die Landwirtin die Türe mit den Worten «Kommt zu Agnihotra» aufstösst. Auch wenn das Glück der Tiere, zumindest bei den beiden Kätzchen, durchaus auch weltliche Gründe hat: Der Kuhdung wird vor dem Anzünden mit Ghee, der indischen zerlassenen Butter, eingestrichen. Und diese schlecken die beiden Schlingel gerne weg.

Demeterbauern, die die Erde nach den Prinzipien von Rudolf Steiner bearbeiten, vergraben Kuhhörner mit Kuhmist über den Winter in den Boden. Den entstandenen Kuhkompost verstreuen sie über die Felder, um die Fruchbarkeit zu fördern. Es ist ein homöopathisches Vorgehen. In diesem Sinn ist es mit Agnihotra durchaus vergleichbar.

Patrizia wendet die Agnihotra-Ascha selbst in ihrem einem Hektar grossen, biologisch bewirtschafteten Gemüsefeld an. Der Hof Kallenbach der Käslins liegt idyllisch in Beckenried mit Aussicht auf dem Vierwaldstättersee. Da sie ihren «Selbstpflückgarten» aber erst seit einem Jahr betreibt, kann sie allerdings nicht sagen, ob die vier Kilogramm grossen Blumenkohle und der basketballgrosse Wirz wirklich von der rituell hergestellten Asche stammen. 

Den getrockneten Kuhdung stellen die Käslins selber her. «Er stammt von Kühen mit Hörnern», betont Patrizia. Ihr Mann hat ein Gestell aus Holz und feinem Fliegengitter hergestellt, wo die «Fladen» trocknen können. Das Feuer stinke nicht, sagt Patrizia, auch die Kleider bekommen nicht diesen typischen Holzfeuergeruch ab. 

In unseren Breitengraden eingeführt hat das Zeremoniell, das der Sonne folgt, der Homa-Hof Heiligenberg. Er liegt an den deutschen Gestaden des Bodensees. Agnihotra ist ein Bestandteil der Veden, der hinduistischen Lehre, genauso wie die bekannte Heilpraxis Ayurveda. In Sanskrit wird das Weihfeuer Homa oder Yagna genannt. Die vedische Lehre geht davon aus, dass alles auf Energie und Schwingung basiert und durch richtige «Informationen» positiv beeinflusst werden kann. Auch diese Vorstellung wiederum ist sehr verwandt mit der Homöopathie.

Dass sich die Agnihotra-Praktiken so verbreiten, ist Bernd Frank zu verdanken. Er ist der «Pressesprecher» des Homa-Hofes und organisiert unter anderem Vorträge, bei denen Interessierte Agnihotra selber ausprobieren können. Zudem regt er, etwa in Südafrika, Forschungen zu den Wirkungen der Kuhdung-Asche voran. Tatsächlich wurden schon etliche Studien angestellt, die aufzeigen, die Kuhdungasche für Luft, Wasser, Pflanzen, Mensch und Tier sind. Sie sind ebenfalls auf der Homa-Homepage verlinkt.

Ein Vortrag von Bernd Frank hat denn auch Martin Käslin, Patrizias Ehemann, vom Nutzen von Agnihotra überzeugt. «Zuerst war er skeptisch», erzählt Patrizia. Aber seit dem Vortrag vor fünf Jahren entzünde er, soweit möglich, auch sein Feuerchen. Ebenso wie ihre beiden Söhne Joel und Livio. Und da Agnihotra auch Menschen und Gemeinschaften guttut, laden Patrizia und Martin Käslin jeden letzten Mittwoch im Monat ein, das zeremonielle Feuer gemeinsam zu entzünden. 

 

 

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Kommentare

Agnihotra

von UG
Danke für den Bericht. Das können wir alles bestätigen, wir praktizieren Agnihotra seit 5 Jahren in Paraguay und verwenden auch die Asche für Tee, Wasserenergetisierung, Wundversorgung, Wasserreinigung und als Dünger. Wir haben Feld ersuche bei Bäumen mit und ohne Agnihotra gemacht und der Wachstumsunterschied und die Pflanzenkraft-Differenz liegen bei 20-30 %