Das Barometer der Generationen

Wie geht es den unterschiedlichen Generationen in der Schweiz? Was trennt – was eint sie? Was macht sie zufrieden – was nicht? Wie gehen sie mit der Coronakrise um? Das Berner Generationenhaus wollte es genauer wissen und fühlte mit dem Generationen-Barometer 2020 den Puls der verschiedenen Altersklassen.

Foto von Jed Owen / Unsplash

Die Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den Generationen sind vielfältig und grundlegend für unseren Fortbestand. Unsere Gesellschaft ist auf dem Wissen, der Kultur und dem Wohlstand vorangegangener Generationen aufgebaut. Die Vorstellung, dass es jeder kommenden Generation etwas besser gehen sollte als der vorangegangen, prägte lange das gesellschaftliche Denken.

Heute ist diese Vorstellung weitgehend erloschen und hat sich punktuell sogar ins Gegenteil verkehrt. Zumindest zu Beginn der Coronakrise zeigte sich auch ein anderes Bild der Beziehungen zwischen den Generationen in der Schweiz. Die Jüngeren verzichteten aus Solidarität mit den Älteren auf ein Stück persönliche Freiheit – und leisteten zudem freiwillige Nachbarschaftshilfe, unter anderem in Form von Einkaufsdiensten.

Im November befragte das Meinungsforschungsinstitut Sotomo im Auftrag des Berner Generationenhauses insgesamt 3285 Personen ab 18 Jahren aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz.

Einige gekürzte und wichtige Erkenntnisse der Umfrage:

Wovon träumen wir?
Fast die Hälfte wünscht sich, Gutes zu tun. Das Bedürfnis nach einer sinnhaften Aufgabe ist die meistgenannte Sehnsucht überhaupt. An zweiter Stelle steht mit 42 Prozent eine grosse Reise, gefolgt von der romantischen Liebe mit 28 Prozent und dem Wunsch, auszusteigen und ein einfaches Leben zu führen. Erst auf dem fünften Platz kommt der Millionengewinn, gefolgt vom Traumhaus. Auffällig ist dabei, dass unter den vier meistgenannten Träumen keine materiellen zu finden sind. Bei den Träumen der Schweizerinnen und Schweizer geht es meist um Selbstverwirklichung oder eben darum, Gutes für andere zu tun. Eher selten steht die eigene Bedeutung im Vordergrund. Eine eigene Familie zu haben, ist für knapp die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen ein Traum, den viele auch verwirklichen.

Macht Geld glücklich?
Auch wenn bei den Sehnsüchten und Träumen das Materielle nicht im Vordergrund steht, ist die finanzielle Absicherung ein zentrales Thema und das meistgenannte Defizit aus Sicht der Befragten (siehe: Was fehlt im Leben?). 6500 Franken pro Monat ist die Grundlage, bei der sich die meisten SchweizerInnen glücklich fühlen. Für die einzelnen Befragten ist jedoch nicht der Durchschnittslohn entscheidend, sondern ihre persönliche Situation. Am grössten sind die materiellen Bedürfnisse bei den 45- bis 54-Jährigen, zugleich jener Altersgruppe, die mit ihrem gegenwärtigen Leben am wenigsten zufrieden ist.

Wie zufrieden sind wir?
Trotz der Coronakrise sind 82 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz mit ihrem derzeitigen Leben zufrieden, wobei der grössere Teil angibt, nur «eher zufrieden» zu sein. Sehr zufrieden sind bloss 35 Prozent. Ältere Menschen zwischen 65 und 74 bilden die zufriedenste Altersgruppe. Am wenigsten zufrieden sind Menschen im Alter zwischen 45 bis 54 Jahren.

Lebensqualität im Generationenvergleich
Anders als die jüngeren Befragten, gehen die älteren von einer positiven Veränderung zwischen den Generationen aus. Die Schere öffnet sich bei den heute 54-Jährigen. Es handelt sich dabei um die Personen aus dem Jahrgang 1965 und den Jahrgängen davor. Die Generation der Babyboomer war damit die letzte, die die eigene Lebensqualität deutlich besser einschätzt als die Lebensqualität der Elterngeneration.

Was fehlt im Leben?
Die finanzielle Absicherung wird am häufigsten vermisst, gefolgt von fehlender Ruhe, Entspannung und Fitness. Dass finanzielle Sorgen am häufigsten genannt werden, dürfte auch mit den derzeitigen Unsicherheiten im Kontext von Corona zusammenhängen. Darüber hinaus macht es deutlich, dass auch in der schweizerischen Wohlstandsgesellschaft das Finanzielle für viele eine Quelle von Unsicherheit bleibt. Erfolgs- und Leistungsdruck nimmt von Generation zu Generation zu. 42 Prozent der 18- bis 24-Jährigen geben an, dass es ihnen in ihrem Leben an Hoffnung und Zuversicht mangelt. Eine wichtige Ressource, auf die viele Generationen zuvor hatten hoffen können, die aber den Jungen von heute fehlt. Mehr Komfort und raffiniertere Konsumgüter allein sind keine Glücksversprechen mehr.

Der gesamte Generationen-Barometer kann hier heruntergeladen werden.

Das Berner Generationenhaus ist ein öffentlicher Ort der Begegnung und des gesellschaftlichen Dialogs und wurde 2014 als Institution der Burgergemeinde Bern eröffnet. Mit seinem vielschichtigen Angebot leistet es einen sozialen und kulturellen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Als Tagungsort bietet es Räume für Anlässe, Konferenzen und Bankette.