Der Zweite Weltkrieg erzeugte eine traumatisierte Gesellschaft
In gesellschaftlichen Krisen wie der Corona-Zeit oder der Militarisierung und Kriegsgefahr können latente Traumata wieder aufbrechen

«Viele Menschen denken, dass Dinge, die man nicht weiss, auch keinen Einfluss auf uns haben», so die Traumatherapeutin Dami Charf. «Doch gerade verdrängte traumatische Erfahrungen beeinflussen unser Leben massiv.»

Der Begriff Trauma bedeutet im Griechischen «Wunde» oder «Verletzung», schreibt Susanne Wolf auf multipolar. «Sehr oft wurden diese Traumata über Generationen weitergegeben, wobei die sichtbaren Auswirkungen manchmal eine Generation überspringen», erklärt die Traumatherapeutin Milaya Lodron. «Unsere Grosseltern haben viel investiert, um während der Kriegs- und Nachkriegszeit zu überleben und den Schmerz nicht zu spüren.» Diese Generation konnte und durfte sehr wenig fühlen, diese Verdrängung aber wirke sich nun auf die heutige Generation und junge Menschen aus, so Lodron. Traumaexperten gehen davon aus, dass unsere Gesellschaft an den Folgen einer kollektiven Traumatisierung leidet, die der zweite Weltkrieg mit all seinen Folgen, insbesondere in Europa, verursacht hat. Man spricht von «transgenerationalem Trauma».


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