Eine besondere Reise – ins Unbekannte
Ja, es gibt sie, die Zeiten der fehlenden Inspiration und Musse, neue Texte und Akkordfolgen zu schreiben. Umso schöner ist es, wenn die Inspiration und Freude am Liederschreiben einen plötzlich wieder packt. «Aus dem Tagebuch eines Liedermachers» erscheint wiederkehrend.
Ich muss zugeben, ich habe mich ziemlich schwer getan, was das Texten von neuen Liedern betrifft. Einige Ideen schwirrten zwar in meinem Kopf herum, fanden aber nie den Weg aufs Papier.
Mein letzter Auftritt lag schon eine halbe Ewigkeit hinter mir. Ich war, wie man so schön sagt, so richtig aus dem Flow gekommen.
Dann kam der Anruf von Sonja.
Sonja ist sehr naturverbunden und organisiert musikalische Anlässe jeglicher Art. Dieses Mal sollte die Reise ins Zürcher Oberland gehen. In eine mir unbekannte Gegend zwischen Zürisee und dem Appenzell. Irgendwo auf einen Gipfel Namens Hörnli. Noch nie gehört und auch keine Ahnung, wo das liegt.
Ich habe sofort zugesagt, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne vorher nachzuschauen, wo das Hörnli überhaupt liegt. Die Idee, fernab der Zivilisation, irgendwo in einer Berghütte im Züribiet meine Lieder zu singen, hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen. Und wenn ein Berner schon die Möglichkeit hat, unser schönes Berndeutsch in den Kanton Zürich zu bringen, dann nichts wie los.
An besagtem Samstag bin ich also mit der Gitarre im Gepäck auf der A1 Richtung Zürich losgefahren. Meine Nerven! Bei diesem Verkehr würde ich nie ankommen!
Kurz vor Zürich weckte die Autobahnausfahrt Urdorf bei mir Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Das waren noch Zeiten, als ich als junger Bursche für den EHC Urdorf auf den Eisfeld stand.
Es blieb wenig Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen, denn kurz vor dem Ziel, wartete auch schon Sonja auf mich.
Geplant war, dass ich mit ihr den Berg hinauffahre und mein Auto unten im Tal stehen lasse. Hätte ich mich doch nur auf dieses Angebot eingelassen. Zu diesem Zeitpunkt war mir jedoch nicht bewusst, dass Sonja in einem früheren Leben wohl Berg Rally-Fahrerin gewesen sein musste. Die Strecke ist nichts für schwache Nerven. Doch Sonja fuhr sportlich rassig die engen Kurven auf den Berg hinauf. Und ich hinterher, immer schön bemüht, ihr Auto nicht aus den Augen zu verlieren.
Nach einigen Schreckensmomenten, oben auf der Alp angekommen, hat sich die Fahrt hinauf aufs Hörnli mehr als gelohnt. Der Auftritt in der Berghütte, an diesem speziellen Ort, war eine weitere Reise für sich. Meine Bühne war zwischen den Menschen im Publikum. Das familiäre Ambiente und die positiven Rückmeldungen von den Zuhörern haben dieses Wochenende wunderbar abgerundet.
Zurück im Flachland, noch immer beflügelt vom Auftritt auf dem Hörnli, war plötzlich auch die Inspiration wieder zurück. Neue Ideen flogen mir zu. Die Anspannungen lösten sich.
Zufall? Oder hat es vielleicht doch etwas mit dem Yoga Nidra zu tun, das mir ein guter Freund empfohlen hat und das ich nun regelmässig seit ein paar Wochen praktiziere?
Ich und Yoga? Das war nie ein Thema. Ich habe es vor ein paar Jahren mal ausprobiert und nach zwanzig Minuten wieder aufgegeben. Meine Beweglichkeit gleicht der eines Besenstiels.
Yoga Nidra, auch Yoga des Schlafes genannt, ist perfekt für mich, denn es braucht keine Beweglichkeit dazu.
Ob Yoga oder einfach nur Frühlingbeginn, ich bin dankbar für diese neue kreative Phase.
Bisher erschienen:
Aus dem Tagebuch eines Liedermachers #1
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Boris Bittel (49) lebt mit seiner Familie in der Region Bern. Der gelernte Innendekorateur arbeitet hauptberuflich als Immobilienbewirtschafter. Während den wärmeren Jahreszeiten ist der Musiker oft mit seiner Frau im selbstausgebauten Van unterweges. Im Gepäck immer mit dabei: die Gitarre und Notizmaterial.
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