Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Ergo: Leben mit, nicht gegen die Natur. Aus der Serie: «Der Mensch und seine Haustiere, die Geschichte einer Jahrtausend alten Beziehung». Teil 3.

© Andreas Beers

Fruchtbare Böden für neue Denkweisen zu kultivieren bedeutet: aus Erfahrungen lernen, gegenwärtige Verhältnisse als Folge vergangenen Handelns analysieren, Ursachen erkennen, Gesetzmässigkeiten befolgen.

Die grössten Hindernisse auf diesem Weg liegen nicht in der Natur des Sachverhaltes, sondern an unseren menschlichen Eigenschaften wie Ignoranz, Gewohnheit, Bequemlichkeit und Egoismus. Diese Eigenschaften finden wir in den Gesetzmässigkeiten des Lebendigen, sprich der Natur, nicht. Sie, die Natur, begeht diese «Dummheiten» nicht. Im obigen Sinne fahre ich also fort, Denkgewohnheiten mit einem Blick in eine mögliche Zukunft zu ändern.

Kultur-Landwirtschaft und Siedlungsgestaltung müssen eine organische Einheit bilden. Sie müssen im ländlichen wie im urbanen Raum stets zusammen gedacht, geplant und umgesetzt werden. Konkret bedeutet dies: Nahrungsmittelerzeugung und -verarbeitung müssen unter Berücksichtigung der Kulturarten so verbrauchernah wie möglich zwischen und um die Siedlungsräume angesiedelt sein. Kurz: Gartenkulturen wie Frischgemüse, Kräuter und Beeren ganz in und um unsere Siedlungsräume.

Ackerkulturen wie Getreide, Öl-, Faser- und Energiepflanzen können im weiteren Umfeld unserer Siedlungsräume und zwischen den Wäldern liegen. Wiesen- und Weideland fürs Vieh dagegen, vernetzt und gesäumt von Hecken und Hochstammobst aller Art, um die landwirtschaftlichen Betriebe. Anzahl und Grösse dieser Betriebe richtet sich nach den Bedürfnissen innerhalb einer definierten Siedlungs-Region. Sämtliche Verkehrswege werden sinnvoll in diese Landschaften eingeplant. So werden unsere Lebensmittel auf kürzesten Wegen transportiert.

Wo früher Parkplätze waren, blühen Gemüsegärten, Wiesen und Obstbäume. Autos gibt es in dieser idealen zukünftigen Welt nicht mehr viele. Sie sind unterirdisch versorgt und versperren nicht mehr unsere Siedlungsräume, also fast ein Paradies. Das ist doch utopisch, werden Sie denken – doch wie war das nochmals mit Denkweisen ändern? Würden wir uns wirklich erlauben nachzudenken, zu reflektieren, Ursachen zu erkennen und nicht zuletzt Gesetzmässigkeiten der Natur ernsthaft zu beachten, wäre das Ergebnis alles andere als utopisch.

Und unsere Haustiere? Die gibt es noch, aller Art, jedoch weniger und nicht mehr auf Hochleistung gezüchtet. Denn wir werden tierische Rohstoffe aus Einsicht, nicht aus Pflicht, massvoller und nachhaltiger konsumieren. Der sorgfältig kompostierte Dung unserer Haustiere, in kleinen Mengen anfallend, wird die Fruchtbarkeit unserer Kulturböden gewährleisten. Dies wäre Kultur-Landwirtschaft im biologisch-dynamischen Sinne. Die unsägliche Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft mit Pestiziden und anderen Schadstoffcocktails wird dann ein unverständliches Relikt aus der Vergangenheit sein.

Ich sehe sie schon, die vielen «Abers», die da aufsteigen wie schillernde Champangnerperlen: Ökonomie, Wirtschaft, Energie, Arbeitsplätze, etc. etc. – doch sie sind erstmal nichts anderes als alte Denkgewohnheiten. Und diese müssen wir ändern. Auch darüber denke ich nach. Wer meine Beiträge im Zeitpunkt gelesen hat, zum Beispiel «Organische Ökonomie und der Stein der Weisen» oder «Die Erde braucht unserer Hände Arbeit», der weiss das.

Bereits erschienen:
Der Mensch und seine Haustiere, die Geschichte einer Jahrtausend alten Beziehung
Teil 1: Unsere Haustiere, ein beseeltes Kulturerbe – neue Wege für eine gemeinsame Zukunft
Teil 2: Die Lebensräume unserer Haustiere im Organismus der Kultur-Landwirtschaft

 

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Andreas Beers aus Bern ist Landwirt, Arbeitsagoge und Lehrer. Er kultiviert die Erde, sät und erntet, er denkt, spricht und schreibt über: Mensch, Erde und Himmel, oder was wir zum Leben brauchen.

«Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht sicher.» (Albert Einstein)