Glencore-Bergwerk in Peru: «Die indigenen Gemeinden sind gesundheitlich gefährdet»
Die Konzern-Initiative soll weitergehen – und zwar mit politischer Arbeit sowie mit Sensibilisierungskampagnen. Dies gab das Initiativkomitee vor kurzem bekannt. Jetzt zeigt ein neuer Report von Amnesty International über ein Glencore-Bergwerk im peruanischen Espinar, wie wichtig das ist.
Die Konzern-Initiative wurde zwar abgelehnt, doch die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer ist der Meinung, dass auch Konzerne sich an gewisse Grundregeln halten müssen. Die Initiantinnen und Initianten haben deshalb beschlossen, weiterzufahren – jetzt erst recht. «Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass Konzerne dafür geradestehen müssen, wenn sie Menschenrechte verletzen oder die Umwelt zerstören», deklarieren sie auf ihrer Website. Zu ihren Zielen gehört unter anderem die Dokumentation konkreter Fälle von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung, um einerseits die Öffentlichkeit zu informieren und anderseits die Konzerne in die Pflicht zu nehmen. Ausserdem soll die Ausgestaltung des Gegenvorschlages des Parlaments, welcher in der Abstimmung vom 20. November 2020 angenommen wurde, in der Vernehmlassung begleitet werden, die bis am 14. Juli dauert.
Eine Branche, die im Vorfeld der Abstimmungen für besonders viel Debatten sorgte, war der Bergbausektor rund um den prominenten Akteur Glencore. Der transnationale Rohstoffkonzern mit Sitz in Baar ist in 50 Ländern tätig, unter anderem in Peru, wo er mehrere Bergwerke betreibt. Zwei davon befinden sich in Espinar, rund 200 Kilometer südlich von Cusco, wo seit mehreren Jahrzehnten soziale Konflikte schwelen, weil die Bergbauaktivitäten Wasser, Böden und Luft vergiften und den 13 indigenen Gemeinden in der Umgebung nicht nur ihre Lebensgrundlage entziehen, sondern die Menschen auch gesundheitlich schwer beeinträchtigen.
Nun belegt ein neuer Report von Amnesty International, was bereits frühere Studien gezeigt hatten: Die Schwermetallbelastung der Bevölkerung ist besorgniserregend. Drei Jahre lang hat Amnesty in Espinar Daten zur Wasserqualität erhoben sowie Urin- und Bluttests bei 150 Personen durchgeführt. Dabei wurden teilweise stark erhöhte Werte von Blei, Kadmium, Arsen, Quecksilber und Mangan festgestellt. Es müsse davon ausgegangen werden, dass ein Grossteil der rund 8000 in diesem Gebiet lebenden Menschen ähnliche Werte aufweisen. «Die indigenen Gemeinden in Espinar befinden sich in einer gesundheitlichen Gefährdungssituation und müssen dringend medizinisch betreut werden», so eins der Fazite des Reports.
Die Betroffenen fordern schon seit 2012 Zugang zu medizinischer Untersuchung und Behandlung. Im März 2021 hat das peruanische Umweltministerium nun endlich entsprechende Proben genommen, doch laut dem peruanischen Online-Medium Ojo Público wurden die Ergebnisse noch nicht bekannt gegeben, obwohl dies für spätestens Anfang Mai zugesagt worden war. Ähnliches ist bei früheren Studien passiert. Amnesty International betont, dass dadurch nicht nur das Menschenrecht auf Zugang zum Gesundheitssystem sowie zu sauberem Wasser verletzt wird, sondern auch das Recht auf Zugang zu Informationen zur sanitären Situation: «Die Bewohnerinnern und Bewohner von Espinar haben das Recht zu wissen, in welchem gesundheitlichen Zustand sie sich befinden, wie die giftigen Stoffe in ihren Körper gekommen sind und was für Massnahmen getroffen werden, um dies in Zukunft zu vermeiden.»
Auf Grund dessen werden im Report eine ganze Reihe von Forderungen an die peruanische Regierung formuliert, zum Beispiel die Entwicklung eines Strategieplans, um die Gesundheit der Menschen vor Ort sowie die Umwelt zu schützen. Dagegen werden erstaunlicherweise keinerlei Forderungen an Glencore gestellt – und genau an diesem Punkt könnte und müsste die Schweiz Verantwortung übernehmen, indem sie den Konzern im Rahmen einer ethischen Gesetzgebung in die Pflicht nimmt.
Damit die politische Arbeit der Konzern-Initiative weitergeführt werden kann, läuft zurzeit ein Crowdfunding. Wer sich genauer über das Thema informieren oder mit einer Spende helfen möchte, kann dies auf www.konzern-initiative.ch tun.
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