Zwei Jahre an Land, zwei Jahre Schweiz, zwei Jahre Segelstopp: Der Berner Künstler Harald Reichenbach bricht wieder auf in die weite Welt, nachdem das Reisen jäh von Corona beendet worden war. Heute fliegt er dorthin, wo sein Segelboot damals gestrandet ist: in der Karibik.

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Heute: Es ist früh am Morgen. Harald Reichenbach steigt ins Flugzeug. In Basel. Es wird ein Abenteuer, einmal mehr. Harry, wie ihn seine Freunde und Bekannten nennen, fliegt über den Atlantik, nach Grenada. Dort wird er sein Segelschiff, das er vor zwei Jahren wegen Corona zurücklassen musste, endlich wieder «in die Arme» nehmen.

Aber erst einmal zur Vorgeschichte: Vor ein paar Tagen schickte Harry der Zeitpunkt-Redaktion eine Sprachnachricht per Handy. Da hielt er sich nach wie vor in Bern auf, wo er lebt und arbeitet. In der Nachricht berichtete er, wie es zu allem gekommen war: «Anfang März 2020 erreichte ich den karibischen Inselstaat Grenada. Ich war von Kapstadt, Südafrika, hinaufgesegelt. Etwa drei oder vier Tage später kam der Lockdown. Vier Monate sass ich auf dem Schiff fest, ganz alleine. Es war eine ziemlich harte Zeit, das war auf Dauer schon eng. Und niemand konnte auf die Insel kommen, niemand sie verlassen. Man durfte sich auf ihr auch nicht bewegen, sondern mir war es nur erlaubt, auf dem Segelschiff abzuwarten. Nach dem Lockdown, Ende Juni, entschied ich mich schliesslich, das Schiff aus dem Wasser zu nehmen. Anfang Juli flog ich zurück in die Schweiz. Nun, das Schiff ist seither dort an Land. Und jetzt, nach zwei Jahren, kann ich endlich wieder loslegen und es holen gehen.»

Harrys Geschichte begann noch viel früher. Gestartet war er nämlich September 2017 in Frankreich. Drei Jahre umsegelte er die Welt, mit seinem Schiff und seinem Projekt: G-Cubes. Aus Meeresmüll, das er mit Menschen auf der ganzen Welt zusammensammelte, erschuf er zahlreiche Würfel, Cubes, die dann wiederum Teil eines noch grösseren Monument werden sollen.

«Das Schiff steht an der Westküste von Grenada. Ich freue mich natürlich sehr. Erstens – nach dem Covid-Gstürm – mein Projekt wieder reaktivieren zu können. Zweitens mein Schiff wieder zu sehen. Auf der anderen Seite ist aber auch ein grosses Quantum Respekt da, ob ich es wirklich schaffe, alleine das Schiff in einem Monat wieder bereitzustellen. Ich werde es von Mitte April bis Mitte Mai fit machen, einölen, fetten und weiss was alles, damit es wieder rund läuft. Und damit es auch für die lange Überfahrt von den Bermudas bis auf die Azoren so parat ist, dass die Sicherheit gewährleistet ist. Das ist alles eine Herausforderung.»

Harry wird ab Mitte Mai über Wochen unterwegs sein. Klappt alles nach Plan, sollte er Ende Juli in Europa ankommen, in Gibraltar. Wir vom Zeitpunkt dürfen ihn auf seiner abenteuerlichen Reise begleiten. Er berichtet uns regelmässig aus Übersee, wenn er der Küste entlang segelt. Aber er wird uns auch Nachrichten funken, wenn er auf hoher See schaukelt.