Kein Steuergeld für Wassergift!

Drei Viertel der Schweizer Bevölkerung trinken Wasser mit zu viel Pestiziden. Die Trinkwasser-Initiative fordert nun, dass Pestizide und präventiv eingesetzte Tier-Antibiotika nicht mehr subventioniert werden. Das Anliegen hat grosse Chancen – wenn Sie es unterstützen.

«Die Schweiz zählt zu den Ländern mit dem höchsten Pestizideinsatz Europas. Die gesetzlichen Anforderungswerte werden in fast allen bisher genauer untersuchten Oberflächengewässern … in hohem Masse überschritten.» Dies schreibt «Vision Landwirtschaft», ein Zusammenschluss von 25 massgebenden Umweltorganisationen in ihrem Pestizid-Reduktionsplan Schweiz vom Mai 2016. Vor wenigen Tagen musste die Eidg. Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) nach einer eingehenden Untersuchung von fünf prototypischen Bächen bestätigen, dass es noch schlimmer ist: «In keinem Fall wurden die gesetzlichen Anforderungen an die Wasserqualität eingehalten. Selbst Stoffkonzentrationen, die für Gewässerorganismen als akut toxisch gelten, wurden überschritten. Biologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Lebensgemeinschaften unter den Stoffgemischen leiden.» Zu den «Lebensgemeinschaften» darf man durchaus auch die Menschen zählen, denn über das Grundwasser gelangen diese Gifte ins Trinkwasser.
Dort sieht es ein klein bisschen besser aus, aber keineswegs beruhigend: «An drei von vier Wasserfassungen im Mittelland liegen die Pestizidrückstände über dem Anforderungswert», erklärte Roman Wiget, Präsident der «Kommission Wasserressourcen» des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfachs bei der Lancierung der Initiative am 22. März. Die meisten von uns trinken also Wasser, das nicht mehr den gesetzlich definierten Qualitätskriterien entspricht.

Die Verursacher sind leicht zu finden – in der Landwirtschaft. Hier werden 40 bis 80 Prozent mehr Pestizide eingesetzt als nötig, schreibt Vision Landwirtschaft und verweist auf Studien aus Frankreich und Dänemark mit ähnlichen Resultaten. Besonders bedenklich ist der präventive Einsatz von Tier-Antibiotika, die über die Gülle ins Grund- und damit ins Trinkwasser gelangen. Weil sie die Wirksamkeit von Antibiotika auch bei Menschen beeinträchtigen, ist damit nicht zu spassen. So hat die Eidg. Fachkommission für biologische Sicherheit antibiotikaresistente Bakterien zur «grössten Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung der Schweiz» erklärt.

«Das Ziel ist nicht erreicht.» Auch der Bundesrat muss in seinem Bericht «Natürliche Lebensgrundlagen und ressourceneffiziente Produktion – Aktualisierung der Ziele» vom 19. Dezember 2016 die unangenehme Tatsache zugeben. Diese trockene Feststellung findet sich bei den meisten analysierten Umweltzielen. Manchmal heisst es auch «heute nicht erreicht» oder «erst in Teilaspekten». Aber wirklich erreicht wurde gar nichts. Dabei stammen die meisten Umweltziele aus den 1990er Jahren. Fortschritte wurden denn auch vor allem im letzten Jahrtausend erreicht. Seither herrscht geschwätzige Stagnation.

Immerhin verspricht der Bundesrat, die Probleme des exzessiven Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft mit einem «Aktionsplan» anzugehen. Doch mit Aktion hat der Plan nichts zu tun. Bis 2026 sollen die Gesetzes­überschreitungen lediglich halbiert werden – für die Urheber der Trinkwasser-Initiative eine «unglaubliche Respektlosigkeit gegenüber Natur, Menschen und Tieren». Und gegenüber dem Gesetz, muss man ergänzen.

Das Ziel der Volksinitiative ist einfach: Keine Subventionen für Pestizide und präventive Anti­biotika. Konkret: Landwirtschaftsbetriebe, die solche Stoffe einsetzen, sollen keine Direktzahlungen mehr erhalten. Der Schweizerische Bauernverband hat die Initiative bereits präventiv (und fälschlicherweise) als «Verbots-Initiative» bezeichnet und damit signalisiert, dass er das Anliegen mit dem Holzhammer, bzw. der Chemiekeule bekämpfen will.
Doch er könnte die Rechnung ohne das Schweizer Volk gemacht haben. Die Hornkuh-Initiative hat ohne öffentliche Unterstützung das Unterschriftenziel weit übertroffen. Dieselben Aktivisten werden auch für die Trinkwasser-Initiative auf die Strasse gehen. Auch die Trinkwasser-Initiative steht noch weitgehend ohne Support von Umweltorganisationen da. Vor allem die grossen NGOs sind wie immer zurückhaltend. Sie steigen in der Regel erst auf den Zug, wenn die positive Resonanz auf ein Anliegen sicher ist oder wenn ein Nutzen für sie herausschaut.

Umso wichtiger ist ein kräftiger Start der Trinkwasser-Initiative. Laden Sie sich den Unterschriftenbogen herunter und unterstützen sie das Komitee, das die Initiative mit Darlehen gestartet hat. Das Wasser darf nicht mehr fahrlässig vergiftet werden.


Weitere Informationen: Verein Sauberes Wasser für alle, c/o Franziska Herren, Oeleweg 8, 4537 Wiedlisbach, Tel. 032 636 14 16.
www.initiative-sauberes-trinkwasser.ch
IBAN CH10 0900 0000 6150 2642 9