Mit Musik durch die Wirren der Coronakrise
Matthias Gerber und Karin Jana Beck, auch bekannt als Musik Duenda, beleben seit fast 30 Jahren Feste, Feiern und Anlässe von Geburt bis Tod mit gemeinsamem Singen und Musik. Während der letzten zwei Jahre haben sie die Coronakrise in acht Liedern verarbeitet.
Im ersten Lockdown hatten ich und meine Musik- und Lebenspartnerin Karin Jana Beck den starken Drang, unsere persönliche Haltung zur «Coronakrise» in eigene Lieder zu verpacken. Begonnen hat alles mit einer Umdichtung von Ruedi Rymanns «Schacher Seppli». Immer zentraler wurde für uns die Frage: «Wo wollen wir hin?», das Benennen von Visionen für eine zukünftige, lebenswerte Welt, im Kleinen und im Grossen. Und diese Frage hat auch bald zwei Jahre später nichts an Aktualität verloren.
Erstaunt über die mediale Überflutung des Coronathemas vor und während dem ersten Lockdown, über das Diffamieren von ehemals wohlangesehenen Fachleuten wie beispielsweise Wolfgang Wodarg, wenn sie dem gängigen Narrativ widersprachen, überrascht von der Darstellung des von oben verordneten Shutdowns als alternativlos, kam uns die Idee, den «Schacher Seppli» auf die damalige Situation umzudichten.
Unsere Version «Schacher Seppli – Corona», mit einem Handy in unserer Stube auf einfachste Weise aufgenommen, beginnt mit folgender Strophe:
Ich bi d’ Corona Sars-Cov Zwöi, im ganzä Land bekannt.
Ha früener zur Familie ghört, doch jetz wird ich verdammt.
D’ Lüüt wärdid wägä miär iigschpeert, s tued miär im Härzä weh.
Ich stuune fescht und frage mich: «Wiä cha so öppis gscheh?»
Nachdem wir das Lied auf dem Bundesplatz bei einer friedlichen Mahnwache während des Lockdowns gesungen hatten, titelte der Zeitpunkt: «Auch Schacher Seppli geht an die Mahnwache». Nachdem die Klein-Demonstrationen von der Polizei immer aggressiver bekämpft und so im Keim erstickt wurden und auch all unsere offenen Singanlässe und -seminare dem Lockdown zum Opfer fielen, verlegten wir unser Singen nach draussen. Mehrmals machten wir Balkonsingen vor Alters- und Pflegeheimen, sangen in unserem Garten in Winterthur in diesem so wunderbar warmen Frühling, in dem die leeren Restaurants und Innenstädte uns wie ein surrealer schlechter Traum vorkamen. Wir sangen am Waldrand für uns und vor gesenkten Barrieren für die wartenden Autofahrer. In dieser Lockdown-Zeit von Rückzug, Beschäftigung mit den gesellschaftlichen Vorgängen und viel Natur entstanden weitere vier Lieder.
An einem sonnigen Nachmittag kam Karin Jana mit einem Melodie- und Textfragment aus dem Wald zurück, und daraus entstand das Lied «Wo wei mer hi?» Es lädt dazu ein, sich mit der Frage zu beschäftigen «Wo will ich hin – persönlich und gesamtgesellschaftlich?» Einen offenen gesellschaftlichen Diskurs darüber zu führen, wie wir unsere Welt gestalten wollen, scheint uns dringend und notwendig, um nicht ungewollt in einer von Mächtigen entwickelten und mit Druck vorangetriebenen «neuen Normalität» zu landen. Dazu eine Strophe des Liedes:
Wo wei mer hi? I ne Wält wo-n en anderi Meinig grad Stritt git?
Säg, wo wei mer hi? Wo mir anderi schlächt mache – für säuber guet z’sy?
Ja, i gseh Mönsche, wo fragend u offe ustusche, was se bewegt
E Vilfalt vo Asichte findet hie Platz wo me wahri Mönschlichkeit pflegt
… und der wiederkehrende Refrain, der viele Menschen sehr bewegt hat:
Ja dr Wandu isch müglich. Bisch o du da derby?
Zäme schaffe mer Wunder. Tröime mir üs dert hi!
Mehr Lieder finden sich auf dem YouTube-Kanal von Musik Duenda
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