Staatsfinanzierung: Unser tägliches Geld gib uns heute
Ein Thema beschäftigt alle Politiker, bis hinunter zu den Gemeinderäten: das Geld. Die Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte (Globalisieren, Deregulieren, Privatisieren) zeigt deutlich ihre Wirkung.
Politiker haben Geldsorgen. Sie hofieren Sponsoren, Investoren und reiche Steuerzahler. Ohne private Spenden scheint die «Res Publica» – die «Öffentliche Sache» – nicht mehr zu gelingen. War dies anders, als «Meine Bank» noch «Unsere Staatsbank» war und von Bankbeamten geführt wurde? Diese Frage darf ein Rechtsstaat prüfen, wenn Geldmangel zur Finanzierung des Notwendigen ein Dauerthema ist.
Ein Staatswesen, das Solidarität unter seinen Mitbürgern herstellen will, muss auf einem solide organisierten Geldsystem basieren. Kaiser Konstantin wusste dies, als er das Staatsgeld im Jahr 309 n.Chr. «Solidus» taufte.
Was zeichnete diese Währung aus? Die Bürger Ostroms waren eine Republik und übertrugen die Geldschöpfung als «Res Publica» den Politikern. Fast die gesamte Wirtschaft war privat – aber nicht die Geldschöpfung. Konstantin hätte private Währungen wie BitCoin oder Libra verboten.
Die Arbeit wurde mit staatlichem Bürgergeld geteilt. So konnten die Bürger Ostroms füreinander bürgen und die Republik solidarisch organisieren. Der Kaiser wäre wohl abgesetzt worden, hätte er zur Finanzierung der Republik private Währungen als Steuergeld akzeptiert.
Die Politiker überwachten die Geldschöpfung im öffentlichen Auftrag. Neu geschöpftes Geld wurde über den Bau von Brücken und Strassen in Umlauf gebracht.
Staat und Steuerzahler mussten sich nicht bei Privaten verschulden, um die öffentliche Infrastruktur zu finanzieren. Brückenzoll floss zurück in die Staatskasse. Damit wurde der Unterhalt der Infrastruktur verursachergerecht finanziert.
Solid war das Geld in Ostrom auch aus einem anderen Grund: Der Solidus ermöglichte Solidarität, weil er mit Getreide geeicht war. Wer das tägliche Geld hatte, hatte auch das tägliche Brot. Der Brotpreis wurde kontrolliert, um allen Bürgern das tägliche Brot zu garantieren.
Mit der Einführung des Solidus hat Kaiser Konstantin das «Vater unser» der Christen aktiv umgesetzt. Er hat das Geld präzis im Sinne der christlichen Staatsreligion organisiert. Für das tägliche Brot und das Geld (Mammon) war der Staat zuständig – für Gott die Kirche.
Für den Entscheid, ob eine staatstragende Partei das «C» im Parteinamen tragen soll, ist diese Geschichte nicht unerheblich. Auch in Italien, dem Ursprungsland der römischen Kirche, wird derzeit über die Finanzierung öffentlicher Bauten nachgedacht. Die neu aufgebaute Brücke in Genua wurde dem Heiligen Georg geweiht.
St. Georg ist auch Schutzpatron der Stadt Sursee. Ein Zufall? Vermutlich nicht. Georgius ist «der den Boden bebaut» – der Landwirt. Er verbindet als Drachentöter das tägliche Brot direkt mit dem täglichen Geld. Mit welchem Geld? Von wem geschöpft? Das ist für den sozialen Frieden in Sursee entscheidend – und zu entscheiden.
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Ivo Muri ist Zeitforscher und lebt in Sursee. https://www.ivomuri.ch
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