Trinkwasserschutz: der Nationalrat vor wichtigen Entscheidungen

Am Mittwoch stimmt der Nationalrat darüber ab, ob die Förderung der Tierproduktion gesteigert und ob Biodiversitätsflächen aus dem Erfordernis für Direktzahlungen gestrichen werden sollen.

Biowinzer Roland Lenz erreicht mit mehr Diversitätsflächen eine höhere Produktion als ohne (Bild: zVg)

Am 14. Dezember 2022 – fast genau 18 Monate nach der Abstimmung zur Trinkwasserinitiative – wird der Nationalrat über die umweltschädlichen Landwirtschaftsmotionen Gapany und Rieder abstimmen. Bei Annahme der Motion Gapany würde ein verbindliches Versprechen an die Stimmbevölkerung gebrochen. Über die beiden Motionen sprach Franziska Herren, Initiantin der Trinkwasserinitiative mit Roland Lenz, mehrfach ausgezeichneter Pionier des biologischen Weinbaus.

Franziska Herren: Roland, was geht dir durch den Kopf, wenn du die Forderungen der beiden Motionen liest?

Roland Lenz: Es macht mich fassungslos, dass die Wirtschaftskommission des Nationalrats diese Motionen zur Annahme empfohlen hat. Mit der Motion Gapany würde die überintensive Tierproduktion – unglaubliche 15 Millionen Nutztiere leben permanent in der Schweiz – weiterhin mit Milliarden gefördert. Gülle und Ammoniak würden so weiter ungebremst Böden, Wälder, Gewässer überdüngen, die Biodiversität zerstören, das Klima schädigen und überhöhte Nitratwerte im Trinkwasser verursachen. Es ist mir schleierhaft, wie der Bundesrat die seit 25 Jahren bestehenden Gewässerschutzgesetze so umsetzen will. Dazu hat er sich auf Druck der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats gerade erst ausdrücklich verpflichtet.

Du hast mir erzählt, dass du auf deinem Betreib besonders viel Fläche für die Biodiversität bereitstellst, mehr als der Bund für richtig hält. Deshalb kürzt er dir jetzt die Direktzahlungen für den ökologischen Leistungsnachweis. Dabei konntest du doch gerade durch den hohen Anteil an Biodiversitätsflächen – ohne Pestizide und Kunstdünger – deine Erträge steigern.

Ja, genau. Die Biodiversität ist eine unverzichtbare Produktionsgrundlage für die Landwirtschaft. Sie sichert nicht nur die Artenvielfalt, sondern macht durch die Förderung von Nützlingen auch den Einsatz von Pestiziden überflüssig und sorgt  für höhere und stabilere Erträge. Die Landwirtschaftspolitik sieht aber vor, dass eine Landwirt*in nicht mehr als 50 Prozent seiner Betriebsfläche als Biodiversitätsflächen bewirtschaften soll. Man will damit eine «produzierende Landwirtschaft» fördern, die von Pestiziden und Dünger abhängig ist. Wir beweisen, dass «produktiv» ganz anders geht. Dazu braucht es drei Elemente: Robuste Anbausorten, den Erhalt oder die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit sowie ganz zentral einen hohen Anteil von Biodiversitätsflächen. Spielen diese drei Faktoren zusammen, können wir langfristig auf Pestizide und Dünger verzichten, und bessere und stabilere Ernten sind garantiert. Die Schweizer Landwirtschaft könnte sich so weitgehend unabhängig machen von Pestizid- und Düngerimporten und die Erträge in der Landwirtschaft steigern. Die Motion Rieder würde mit dem Streichen der vom Bundesrat zusätzlich geplanten Biodiversitätsflächen das Gegenteil erreichen.

Wie gehst du mit einer Agrarpolitik um, die deine Pionierarbeit abstraft zugunsten der industriellen Produktion? Man bedenke: Dein Betrieb ist beim Anbau von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PIWI-Sorten) der staatlichen Forschungsanstalt Agroscope meilenweit voraus! Selbst Bundesrat Guy Parmelin war anlässlich seines kürzlichen Besuchs von deiner Arbeit und deinem Erfolg als Biowinzer beeindruckt.

Ich habe in den letzten 25 Jahren erfahren, dass ich nur zusammen mit der Natur als Partnerin erfolgreich gesunde und reichhaltige Früchte produzieren kann. Dies ist mein Weg. Denn die Gewissheit, die Natur als sicherste Partnerin mit an Bord zu haben, ist absolut faszinierend. Und löst in mir jeden Tag ein unglaublich gutes Gefühl aus. Diese Erfahrung und diese Gewissheit wünsche ich mir auch als Grundlage für unsere Agrarpolitik.

Ein schönes Abschlusswort für die Abstimmung am 14. Dezember im Nationalrat. Roland, ich danke dir für unser Gespräch und deine unermüdliche Pionierarbeit auf deinem Weingut-Lenz. Am kommenden Mittwoch braucht es ein 2x Nein vom Nationalrat. Für die direkte Demokratie, für sauberes Trinkwasser, für die Biodiversität und eine nachhaltige, klimabewusste Ernährungssicherheit. Wir bleiben dran. Denn die heutige Agrarpolitik können wir uns nicht leisten. Und werden sie auch so nicht hinnehmen.


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Kommentare

Zitat: Roland Lenz,…

von Walter Roth
Zitat: Roland Lenz, mehrfach ausgezeichneter Pionier des biologischen Weinbaus. ---------------------------------------------- Hat dieser «Pionier» auch mal erwähnt, dass sein Bio-Weinbau 100% mehr Fläche benötigt wie konventionelle Winzerei? Ich war immer für Umweltschutz..... jeder Acker, den man überbaute ...... ärgerte mich. Umweltschutz...... wir waren Umweltschützer, bis die Politik anfing, uns zu massregeln, immer mehr in unseren Berufsalltag eingriff, alles verschlimmbesserte. Unsere Bauern sollen der Konkurrenz der EU standhalten...... jener EU, wo selbst ein Milchbauer mit 700 Kühen und 3 Melk -Karussellen nur noch Existenzsorgen hat. Vor 50 Jahren rieten uns die Bauern ennet dem See schon dringend von der EU ab. Lenz, Milch ist wichtig, aber ihr Wein ist überflüssig. So wie 4 Millionen Schweizer, sagen Schwab, Gates und Soros. Nun ja, Kanada zeigt uns, wie man´s macht. Bauern die Sorgen haben ......dürfen dann ja die Suizidhilfe in Anspruch nehmen, sowas dürfen dort schon Kinder. Lenz, wie lässt man alles einwandern und propagiert dann noch, dass man als Biowinzer 200% Land bewirtschaftet,  für 100% Ertrag? Sagen sie mir das..... oder suchen Sie die Lösung auch wie Soros, zuerst 4 Millionen Schweizer loswerden und der Rest hat dann genug Platz um sich Bio-Ernähren zu können? Ich fänd´s sogar schön, aber nicht als Schlachtschaf bei Metzgern die Namen Gates und Schwab heissen. Die Bauern müssen gefördert werden, weil die Schweiz nur 60% SEINER BEVÖLKERUNG ERNÄHREN KANN. Aber die Sozis ärgern sich regelmässig über die Bauern die so viel Geld bekommen........... wohl eher, weil Bauern selten Sozis wählen. Zudem wurde den Bauern in den frühen 70-igern via Zonenplan und bäuerlichem Erbrecht das Eigentum an ihrem Land massiv eingeschränkt. Sie müssten das doch wissen. Die Folge war, dass der Quadratmeter beim Bauern heute immer noch 5 Franken kostet, so viel wie 1960 für Baugrund. Baugrund wird heute für 3-500-700 Franken den Meter gehandelt. Damit wurden Millionäre zu Abhängigen gemacht. Sie haben jedes Recht auf Subventionen..... die ich den Bio-Lölis verwehren würde. Denn als ich auf dem Bauernhof aufwuchs, war alles durchwegs bio.... ausser alle 2-3 Jahre mal Stickstoff war da nichts mit Chemie. Bio hat man erfunden..... vor allem auch als Marketing-Gag. Plötzlich war etwas was man 1000 Jahre tat, bio. Lenz, können wir uns darauf einigen, dass alle Ausländer unser Land wieder verlassen müssen..... dass wir die Invasion in unser Land beenden,  wir niemals der EU beitreten, unsere Dinge selber regeln und die Energiewende abbrechen ? Dann, aber erst dann werde ich ihnen zustimmen.