Ein Roboter wird nie kreativ sein oder neue Visionen entwerfen können – der Mensch schon. In dieser hoch technisierten Gesellschaft ist seine geistige Entwicklungsfähigkeit und sein eigenständiges Denken umso mehr gefragt.

© pixabay

Eine Kolumne von Lis Eymann

«Die Welt braucht einen Wandel.» – «So wie es jetzt ist, kann es nicht mehr weitergehen.» – «Es wird nie mehr so sein, wie es einmal war.»

All das sind Aussagen, die man immer wieder hört, die man immer wieder liest. Bei Pro- und Contra-Positionen kreuzen viele Menschen die Klingen bei unzähligen heiklen, gewichtigen Themen. Vom Klimawandel über die Wirtschaftsstrategie bis hin zu Corona. Ein ermüdender, zermürbender Kampf der Meinungen, bei dem mitunter jahrelange, wertvolle Freundschaften zerbrechen – und der die Menschen konsterniert zurücklässt mit den Fragen: Wie denn? Was nun?

Wenn wir die Erde ausbeuten bis zum Gehtnichtmehr, Meere mit Plastik füllen, Existenzen durch Corona-Massnahmen vernichtet werden, die Wirtschaft zu zerbrechen droht, die Menschen sich gegenseitig immer mehr bekämpfen: Wie könnten wir das denn ändern? Warum sind wir dahin gekommen, wo wir jetzt stehen? Was fehlt uns am dringlichsten?

Es scheint nicht mehr die Zeit des Nehmens, des uferlosen Materialismus, des Konsumierens, Ausbeutens, des den anderen Benutzens, des den anderen Bekämpfens zu sein. Wenn wir das weiterhin so auf die Spitze treiben, wie es aktuell geschieht, dann behüte uns Gott. So etwas sage ich sonst nie. Ich glaube in dem Sinne nicht an einen Gott, sondern an die Fähigkeit jedes einzelnen Menschen, in seiner Art göttlich zu sein. Ich glaube an die Möglichkeit des Menschen, in sich selbst geistige Fähigkeiten zu entfalten, die er bis jetzt noch nicht entwickelt hat. Das mag in einer hoch technologisierten Welt, in der die allumfassende Digitalisierung vorangetrieben wird, fast anmassend klingen. Aber ist es nicht gerade der Mensch in seiner Entwicklung, der dadurch auf breiter Ebene verliert? Oder aus den Augen verloren wird? Der Mensch und seine schöpferischen, kreativen Fähigkeiten werden verdrängt, reduziert und eingeschrännkt, wo immer es möglich ist. Dabei vergisst man, dass nur der Mensch genau diese Fähigkeit hat. Ein Roboter wird nie kreativ sein oder neue Visionen entwerfen können.

Wir sind die Gestalter unseres Lebens. Wir sind die Kreateure und Akteure. Keine äussere Autoriät, kein aussenstehender Gott, keiner unserer Mitmenschen wird uns sagen können, wie wir leben sollen. Die aktuelle Überflutung mit Angst machenden Informationen behindert und belastet aber gerade diese geniale Fähigkeit des Menschen, sich selbst Gedanken bilden zu können – und auf diese aktive Gestaltungsfähigkeit des eigenen Denkens zu vertrauen. Die Suggestionen, Manipulationen und vielen Lügen, die kursieren, nehmen den Einzelnen richtiggehend gefangen und lassen das eingeständige und logische Denken erlahmen.

Wehe dem, der trotzdem noch selbstständig denkt und sich wenn möglich noch kritisch zu äussern wagt. Der landet schnell in einer vorgezimmerten Schublade mit Anschrift: Verschwörungstheoretiker, Corona-Skeptiker, gar Leugner oder noch besser Covidiot.

Wer kein Rückgrat bewahrt, wird schnell wieder stromlinienförmig und angepasst. Kennen Sie das Lobster Prinzip? Die Lobster, die in der Box nur noch auf ihren Tod im kochenden Wasser warten, machen manchmal den Versuch, aus der Todesbox zu entfliehen. Wenn sie das versuchen, werden sie von ihren Kollegen flugs wieder in die Tiefen der Box und somit in den sicheren Tod gezerrt.

Der Mensch ist ein Individuum, das sich besser frei von einem Pulk oder einer gleichförmig schwingenden Masse entwicklen kann. Geht man davon aus, dass er nicht nur aus Fleisch und Blut alleine besteht, sondern darüberhinaus auch über eine Seele und geistige Fähigkeiten verfügt, dann braucht es meines Erachtens heute eine praktische, gelebte Spiritualität, die von jedem Einzelnen ausgeht. Inspiriert durch weise Gedanken von grossen Denkern oder Geistesforschern, die durch eine erweiterte Sicht der Dinge neue Perspektiven eröffnen und damit eine individuelle Entwicklung mit wirklichen Inhalten ermöglichen.

Jeder einzelne Mensch besitzt die Fähigkeit, aus sich heraus einen Wandel hervorzubringen – und damit auch einen Wandel in seinem Umfeld und von dort aus in der gesamten Welt.

 

––––––

Image removed.

Lis Eymann aus Biel ist freie Journalistin und Radiomoderatorin und hat Soziale Integrität und Meditation an der Akademie für Soziabilität studiert.
Mehr von und über Lis Eymann: https://verbindenaufbauenverwandeln.com/