Wer hat Angst vor der Quantenphysik?
Ist die Welt tatsächlich die, für die wir sie halten? Oder ist unsere Denkweise nur eine von vielen Möglichkeiten, die Zusammenhänge im Universum zu verstehen? Ein Input, um Weltbilder und Denkmodell gründlich zu hinterfragen. Kolumne.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie denken, was Sie denken? Waren es Ihre Eltern, die ihr Weltbild geprägt haben? Ihre Lehrer? Die Bücher, die Sie gelesen haben? Reisen, Drogen, Filme?
Ist Ihnen irgendwann, in einem Moment der Erleuchtung oder des Wahnsinns, in den Sinn gekommen, dass auch alles ganz anders sein könnte? Dass es möglich wäre, dass gar keine Welt existiert und Sie nur ein Gehirn in einem Labor sind? Ein Experiment eines ausserirdischen Forschers, der Sie – das Gehirn – mit gezielten elektrischen Impulsen so stimuliert, dass Sie meinen, Häuser, Strassen, den Nachthimmel, andere Menschen wahrzunehmen, einen Körper und einen freien Willen zu haben? Macht Ihnen diese Vorstellung Angst? Ist es Ihnen wichtig, dass die Welt so beschaffen ist, wie Sie es in der Schule gelernt haben?
Haben Sie gewusst, dass Vögel oder Fische Ihre Umgebung ganz anders wahrnehmen als wir? Dass Bienen Ultraviolett und Schlangen Infrarot sehen, Zugvögel das Magnetfeld der Erde? Bedeutet das, dass wir die Wirklichkeit nicht vollumfänglich erfassen können, weil uns die entsprechenden Farbrezeptoren im Auge fehlen? Oder dass die Wellensittiche verblendet sind, weil ihr Blaufilter zu stark ist?
Glauben Sie, dass so etwas wie eine absolute Wahrheit existiert? Oder gibt es unendlich viele Realitäten, die alle gleich echt sind? Wird Ihnen mulmig beim Gedanken, dass der Wellensittich und die Schlange genauso Recht haben wie Sie, obwohl sie nie an der Uni waren? Erschreckt Sie die Erkenntnis der Quantenphysik, dass Elementarteilchen sich vollkommen anders verhalten, wenn jemand zusieht? Oder dass alles, was wir als feste Materie wahrnehmen, in Wirklichkeit zu 99 Prozent aus Vakuum, also aus nichts besteht?
Sind Sie sich bewusst, dass das wissenschaftliche Weltbild, auf dem unsere ganze Schulbildung basiert, nur eines von vielen – unzulänglichen – Modellen darstellt, um die Zusammenhänge im Universum zu erklären? Gab es Momente, in denen Sie daran gezweifelt haben, ob alles, was auf der Welt passiert, durch Messungen, Zahlen und Analysen erfasst werden kann? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob die Erde viel mehr sein könnte als ein Zusammenspiel von physikalischen Mechanismen, die man mit Formeln beschreiben kann? Ob sie einen Geist, eine Seele und Gefühle hat?
Finden Sie, dass dies zu weit führt und wie esoterisches Geschwätz klingt? Haben Sie sich schon einmal überlegt, dass wir tatsächlich und ganz konkret mit dem Kosmos verbunden sind? Dass wir bei jedem Atemzug Partikel aufnehmen, die ein Baum ausgeatmet hat? Bei jedem Schluck Wasser eine Substanz in uns aufnehmen, die mit dem globalen Wasserkreislauf verbunden ist? Dass die Atome, aus denen sich unser Körper zusammensetzt, bei der Explosion von Millionen Jahren alten Sternen entstanden sind?
Finden Sie, dass Mathematik- und Biologieunterricht wichtiger sind als Fächer wie Empathie und Meditation? Können Sie ausschliessen, dass positives Denken die körperliche Gesundheit eines Menschen stärkt? Dass Therapien, die mit Energieflüssen arbeiten statt mit Medikamenten, eine reale Heilwirkung haben? Dass indigene Schamanen Teile Ihrer Seele ausfindig machen können, die sich auf Grund eines Traumas abgespalten haben?
Glauben Sie nach all diesen Fragen, dass Eltern, Schulen, Bücher und Reisen Ihnen abschliessende Antworten liefern können? Sind Sie verunsichert? Und fühlt sich das aufregend an, als ob Sie gerade dabei wären, ein unerwartetes, fulminantes Abenteuer zu beginnen? Das würde mich freuen.
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