Wie halten Sie's mit der Neutralität? (3)

«Neutralität ist Nicht-Einmischung.» Neutralität ist eines der beiden Titelthemen des Zeitpunkt-Magazins, das Mitte Februar erscheinen soll. Wir haben zu diesem Thema eine Leserumfrage erstellt. Dritter Teil der Antworten.

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Leserumfrage Neutralität. Visual: Nicole Maron

Was bedeutet es für Sie heute, neutral zu sein? Was wünschen Sie – oder fordern Sie von der Politik? Dürfen wir uns heraushalten aus Kriegen? Welche politische Haltung finden Sie angebracht – für die Schweiz oder für Deutschland – auch angesichts der ökonomischen Verflechtungen und Bündnisse? Welche Einflussnahme hat ein neutraler Staat heute?

Danke für die vielen, auch kontroversen Antworten, von denen wir auch heute einige veröffentlichen...

«Stark inflationiert»

Der Begriff Neutralität ist in den letzten 2 Jahren stark inflationiert worden. Erschreckend finde ich, dass gewählte Volksvertreter in der Schweiz einen klaren Verfassungsbruch begehen, wenn sie davon sprechen, dass «Neutralität neu definiert» werden muss (oder ähnliche Aussagen). Noch schlimmer wird es, wenn – trotz aller internationaler Verflechtungen – ein neutrales Land wie die Schweiz seinen neutralen Status aufgibt (nicht neu definiert, denn die Definition von Neutralität lässt keinen Spielraum zu) und sich in Konflikte einmischt. Sei es durch Sanktionen, durch indirekte und direkte Waffen- & Ausrüstungslieferungen oder andere Handlungen. Dabei spielt es keine Rolle, wie der einzelne Mensch (Politiker, Medienschaffender oder «einfacher» Bürger) zu einem Konflikt persönlich steht. Es ist und bleibt ein klarer Verfassungsbruch und die Entscheidungsträger sollten daher strafrechtlich geahndet und ihrer politischen Ämter enthoben werden. (...)

Neutralität ist Nichteinmischung. Einzige Ausnahme: eine Plattform bieten, um zu versuchen, einen Konflikt am Verhandlungstisch zu beenden. Zu befrieden. Denn nur im offenen Gespräch miteinander lässt sich Frieden finden. Die Bedürfnisse und Ängste des «Feindes» ehrlich anhören und versuchen, sich in seine Haut zu versetzen. Seine Beweggründe nachfühlen. Wenn beiden Seiten das gelingt, ist die Basis für eine friedliche Lösung gegeben.

Wer die Neutralität aufgibt, ergreift Partei. Wer Partei ergreift, ist Teil des Konflikts. Wir alle kennen diese Situation im Kleinen – in der Familie, am Arbeitsplatz, im Verein usw. Und wir alle kennen (hoffentlich) auch die Lösung: sich als Gesprächspartner/ als Mittler zur Verfügung zu stellen, ohne Partei zu ergreifen. Dies gilt im Kleinen genauso wie im Grossen. 

Was die Aufgabe der Neutralität auf der geopolitischen Bühne für Konsequenzen haben kann, erfährt die Ukraine aktuell am eigenen Leib. Ich masse mir an zu wissen, dass Waffenlieferungen, Ausdehnung der Gewalt, Tod, Mord, Vergewaltigung, Angst und Schrecken keinen Frieden bringen. Auch kaum Gewinner – ausser diese: RUAG, Rheinmetall, Lockheed Martin und all die Anderen. Der Mensch verliert.

Alex Boos, Ebikon


«Ein paar Sprüche»

Ich habe da so paar Sprüche die evtl. passen:

Für den Frieden zu kämpfen, ist wie für die Keuscheit zu bumsen!

Die Welt hat genug für jedermans Bedürfnisse, aber nicht genug für jedermanns Gier! (Mahatma Gandhi)

Impfen für die Freiheit,
Waffen für den Frieden,
Zensur für die Wahrheit,
die beste Welt aller Zeiten!

Gewalt ist niemals eine Lösung.

Volksvertreter sind wie Zitronenfalter, sie falten auch keine Zitronen.

Der Glaube bestimmt die Wahrnehmung.

Experten sind Leute, die andere daran hindern den gesunden Menschenverstand zu gebrauchen.

Gody Meier


Takt, Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick

Neutralität wahren zu können in einem Konflikt zwischen Menschen oder Völkern oder Staaten: also keine Partei für eine der Konflikt-Parteien zu ergreifen, ist für mich dann wichtig, wenn ich zu wenig über den Konflikt und dessen Ursprung weiss. (...)
Wie wir alle beobachten können, führen die öffentlich gesteuerte Partei-Nahme für die Ukraine und für Israel, die aggressive Hetze, gesteuerte Propaganda gegen Russland und Palästina zu noch mehr Leid (auch im eigenen Land), noch mehr kriegerischen, vernichtenden Aktionen, bei denen unschuldige Zivilisten und Kinder ihr Leben verlieren müssen.
Neutralität wahren zu können gehört zur Diplomatie. Diplomatie erfordert Takt und Fingerspitzengefühl, Verhandlungsgeschick, auch in Form der Mediation zwischen Konflikt-Parteien. Neutralität wirkt vermittelnd, dient den Menschen und dem Frieden, schafft Raum für Reflektion.

Ute Schnabel, Deutschland

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Bitte schicken Sie uns Ihre Antworten gerne an [email protected] – wir möchten sie auf unserem Infoportal und einige auch im Magazin veröffentlichen.