Wie kommt endlich ein Dialog zustande?
Seit Ausbruch der Pandemie versuchen Zehntausende in der Schweiz und vermutlich Millionen auf der ganzen Welt, mit den verantwortlichen Politikern in einen Dialog zu kommen – mit durchschlagendem Misserfolg.
Ein Beispiel unter unzähligen: Hundert Schweizer Ärzte haben im Frühjahr einen detaillierten Brief mit ihren Sorgen, Beobachtungen und wissenschaftlichen Grundlagen an den Bundesrat geschrieben. Keine Antwort.
Das krasseste Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Ende Mai wurde ich vom Schweizer Radio zu einer Diskussion eingeladen, um mit den Skeptikern zu reden, anstatt über sie, wie der Moderator Raphael von Matt mir im Vorgespräch sagte.
In der Sendung dann dies: «Mit dem Pfluger reden wir nicht; wir reden über ihn», konnte einer der drei Kontrahenten sagen, die mir gegenübergestellt wurden, ohne Gelegenheit, angemessen darauf zu reagieren. Vielleicht war ich auch zu wenig forsch und frech. Immerhin hat die Ombudstelle der SRG die Sendung auf Beschwerde einer Hörerin gerügt, wenn auch ohne Folgen. (Bericht der Ombudsstelle)
Ein aktuelles Beispiel: Luzia Osterwalder versucht seit Wochen, für den 1. Corona-Kongress in St. Gallen «Es ist Zeit für Dialog», den sie in Zusammenarbeit mit Corona-Transition organisiert, ein ausgewogenes Panel für das Podium zusammenzustellen – und erhält lauter Absagen von Vertretern der Behörden. (Anmeldung hier)
Die Diskussionsverweigerung ist eine alte Methode der Ausgrenzung. Und sie verspricht nichts Gutes. Der Austausch zwischen Menschen – gerade bei unterschiedlichen Meinungen – ist das zentrale Element einer jeden Zivilisation und der bedeutendste Faktor für materiellen und geistigen Fortschritt.
Was ist Wahrheit? Diese grosse Frage wird von der Coronakrise mit aller Macht in unser Bewusstsein geschoben. Wie entsteht aus den Milliarden von Wahrheiten, die die Erdenbewohner in ihren Köpfen herumtragen so etwas wie eine gemeinsame Wahrheit?
Die Antwort ist einfach: durch Dialog. Durch den freien Austausch von Wahrnehmungen . Durch Korrektur und Anpassung der eigenen Sicht durch die Ansichten anderer.
Der Dialog ist der Weg zur gemeinsamen Wahrheit, nicht zur absoluten, aber zur besseren Wahrheit. Dies ist das Erfolgsrezept der Demokratie, die die Wahrheit einer Obrigkeit durch die gemeinsame Wahrheit von uns allen ersetzte.
Dies war bis vor kurzem das Fundament der Wissenschaft. Jetzt aber sind ihre Foren – nicht zuletzt die wissenschaftlichen Journale – von der pervertierten Wahrheit des Geldes verseucht. Wo immer das Geld der weltgrössten Stiftung hinfliesst, verdrängt es die freien Geister.
Ministerien der Wahrheit und Diener des Geldes erklären heute in Neusprech, was gilt. Es ist das Gegenteil von dem, was bis vor kurzem noch war: Gesundheit ist Krankheit. Gemeinschaft ist Einsamkeit. Leben ist Tod.
Bald kommt der unvermeidliche Zusammenbruch der tausendjährigen Reiche.
Wann immer der Austausch systematisch eingeschränkt wird – das Merkmal einer jeden Diktatur – lässt ein ungutes Ende nicht lange auf sich warten. Ein paar schmerzhafte Jahre, dann kommt der unvermeidliche Zusammenbruch der tausendjährigen Reiche.
Ausgrenzung ist das zentrale Element der Unterdrückung. Rassentrennung, Apartheid, Segregation haben es nicht nur in die Köpfe, sondern auch in die Politik geschafft. Die Begriffe sind heute geächtet, damals waren sie mainstream. Und immer ging es darum, die Wahrheit von Minderheiten zu unterdrücken und ihre Teilhabe an den Errungenschaften der Gesellschaft zu verwehren oder sie auszubeuten.
Wir sind auf dem besten Weg, eine neue Wahrheitsverhinderung zu installieren. Die dafür erforderlichen Kampfbegriffe sind zwar noch nicht gefestigt. Aber die «Skeptiker» – mit einzigartigen historischen Verdiensten – sind auf dem besten Weg, die neuen «Neger» zu werden. Die «Verschwörungstheoretikern» sind es schon längst – als ob es nicht auch eine Verschwörungspraxis gäbe. Die Geschichte ist voller Hinterzimmergeschichten grösster Bedeutung.
Wir müssen den Dialog also schleunigst in die Gänge bringen. Als Minderheit ist das nicht ohne. Wenn die Mehrheit nicht will, kann die Minderheit lange wollen. Und wenn die Medien sperren – die traditionellen Foren des Dialogs – wird es erst recht schwierig.
Es gibt drei Methoden, die in der Geschichte erfolgreich waren:
- Auflehnung bis zu dem Punkt, wo eine Minderheit nicht mehr übersehen werden kann. Dieser Weg ist anstrengend und nicht ohne Risiken.
- Erhöhung des Opfer-Status und Appell an die Menschlichkeit. Nicht jedermanns Sache. Aber die Opfer der Corona-Krise und des Pandemiemanagements sind da und ihre Zahl ist weit grösser als die Patienten auf den Intensivstationen.
- Kunst: Die Literatur und seit einigen Jahrzehnten der Film haben es immer wieder geschafft, die Realität einer ausgegrenzten Minderheit ins öffentliche Bewusstsein und damit in den Dialog zu bringen. «Onkel Toms Hütte» von Harriet Beecher Stowe oder «Les Misérables» von Victor Hugo zu den wirkungsmächtigsten Romanen der Weltliteratur. Aber solche Vordenker brauchen Verlage und Produzenten. Wo sind sie?
Der vor kurzem vorgestellte Film «unerhört» des bekannten Fernsehjournalisten Reto Brennwald versucht diesen dritten Weg. Er ist vielleicht kein Kunstwerk, aber gut gemacht. Er gibt Vertretern beider Seiten, vor allem aber den corona-kritischen Menschen, die von den Mainstream-Medien mit ziemlich üblen Bezeichnungen eingedeckt werden, endlich eine Stimme.
Und man erkennt: Es sind vernünftige, einfühlsame und verantwortungsvolle Menschen, einige mit vertieften wissenschaftlichen Erkenntnissen, andere mit praktischen ärztlichen Erfahrungen, manche mit erschütternden Erlebnissen, aber alle mit einem gesunden Misstrauen in eine Politik, die eine Pandemie zu bekämpfen vorgibt, deren Sterblichkeit unter der einer schweren Grippe liegt.
Ob mit dem Film die ersehnte Diskussionskultur wirklich zustandekommt, wie es sich die Veranstalter vom Corona-Dialog wünschen, bleibt abzuwarten. Das Podiumsgespräch und die Diskussion mit dem Publikum nach der Premiere waren noch nicht das, was man sich von einer guten Debatte wünscht. Nach sechs Monaten Gesprächsverweigerung musste erst einmal Dampf abgelassen werden.
coronadialog.ch, eine Initiative des Zürcher Unternehmers Michel Bronner, will mit dem Film von Reto Brennwald auf Tournee gehen, jeweils mit einer Podiumsdiskussion nach der Vorführung. Man kann dem Vorhaben nur Erfolg wünschen. Er ist nötig, wie das Medienecho zeigt.
Er ist überlebenswichtig, für die Demokratie und für uns alle.
von:
- Anmelden oder Registieren um Kommentare verfassen zu können