Wildwuchs bei 5G-Antennen
Überall rund um den Schweizer Obersee bauen Provider Sendemasten. Dabei weiss derzeit niemand, ob die Grenzwerte bei der Strahlenbelastung überhaupt eingehalten werden.
Es ist eine absurde Situation: Swisscom & Co. bauen fleissig 5G-Antennen und wissen nicht einmal, ob sie mit den Strahlenwerten innerhalb der Grenzwerte liegen. Und die Gemeinden spielen mit, weil sie ganz einfach mit den hoch komplizierten Tabellen und Berechnungen der Provider völlig überfordert sind.
Neuestes Beispiel für die Hilflosigkeit der Behörden ist Uznach im Kanton St. Gallen: Dort sollen unter anderem auf dem Dach des Spitals und an der Burgerrietstrasse Antennen gebaut werden. Geradezu absurd bei dem Verfahren ist es, dass lediglich Anwohner im Umkreis von 30 Metern informiert wurden. Einspracheberechtigt wären theoretisch Anstösser im Radius von 990 Metern.
Der Gipfel der Absurdität ist jedoch, dass der Bund zwar Grenzwerte für die 5G-Strahlung formuliert hat, es bis jetzt aber unterliess, eine verbindliche Messmethodik zu publizieren. Diese sogenannte Vollzugshilfe wurde den Gemeinden zwar versprochen, geschehen ist bislang aber nichts.
Provider auf Schleichpfaden: Die Liste der Ungereimtheiten lässt sich beliebig verlängern. So sind auch in Eschenbach, Rapperswil-Jona und Gommiswald 5G-Antennen unter zumindest zweifelhaften Umständen errichtet worden. Klar ist, dass die Provider mit dem Bau ihrer Anlagen möglichst schnell Fakten schaffen wollen. Ebenso ist es ein Fakt, dass derzeit niemand sagen kann, ob und wie schädlich deren Strahlung tatsächlich ist. Der Grund: 5G ist eine relativ neue Technologie.
Bleiben wir bei den Absurditäten: Fast jeder Schweizer benutzt heutzutage ein Smartphone und freut sich über einen schnellen Zugang zum Internet – auch unterwegs. Aber wie oder wo dafür eine Antenne strahlen muss, interessiert nur die Allerwenigsten. Was nicht weiter schlimm wäre, wenn es wenigstens verlässliche Fakten zur Schädlichkeit der Strahlung gäbe. Dies ist jedoch leider nicht der Fall. Tatsächlich benötigt ein leistungsfähiges 5G-Netz einen neuartigen Antennentyp mit sogenannter adaptiver Strahlung. Dadurch strahlen sie nicht wie konventionelle Anlagen konstant in alle Richtungen, sondern in die Richtung, wo sich ein Handy befindet. Über die Auswirkungen solcher Emissionen weiss man immer noch viel zu wenig. Was wiederum bedeutet, dass wir gewissermassen alle täglich Versuchskaninchen spielen.
Jérôme Stern ist Redaktor bei den Obersee Nachrichten.
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