Die derzeitige Umweltkrise ist eine direkte Folge der übermässigen Ausbeutung von Ressourcen und der Überproduktion von Abfällen. Eine Umfrage zeigt jedoch: Die Schweizer Bevölkerung will mehr ihre defekten Geräte und Gegenstände flicken oder reparieren lassen, anstatt neue zu kaufen. Verschiedene Schwierigkeiten verhindern jedoch Reparaturen: 76 Prozent der Befragten verweisen zum Beispiel auf die hohen Kosten.

Repair Café im schweizerischen Suhr / © zvg

Der Black Friday mit seinen zahlreichen Sonderangeboten, der eben wieder – Ende November – stattgefunden hat, ist zu einem Symbol des Überkonsums unserer Gesellschaft geworden. In einem System, in dem alles ständig durch etwas Neues ersetzt wird, scheint die Reparatur in Vergessenheit geraten zu sein. Trotz ihres verstaubten Images sind Reparaturen eine zukunftsträchtige Lösung, heisst es in einer Medienmitteilung von Greenpeace Schweiz. Denn sie verlängern die Lebensdauer eines Gegenstandes und vermeiden so den Einsatz neuer Ressourcen; zugleich reduzieren sie Abfall. Dieser Ansatz bildet das Herzstück der Kreislaufwirtschaft, die sich in unserem Land zu oft auf das Recycling beschränkt, das seine Grenzen erreicht hat.

70 Prozent der Schweizer möchten Haushaltsgeräte reparieren, statt wegzuwerfen.

Eine repräsentative Umfrage des Instituts gfs-zürich vom Oktober zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung ihre defekten Konsumgüter vermehrt reparieren will. Unabhängig von der Kategorie zeigen die Befragten eine hohe Bereitschaft, mehr zu reparieren. 87 Prozent der Befragten möchten beispielsweise Uhren und Schmuck, 70 Prozent Haushaltsgeräte oder 56 Prozent Kleidung und Schuhe reparieren.

Ist das Reparieren ein neuer Trend? Noch erschweren verschiedene Hindernisse den Zugang zu Reparaturen. 76 Prozent der Befragten nannten die hohen Kosten als Argument gegen Reparaturen. An zweiter Stelle, mit 72 Prozent Zustimmung, stehen technische Hindernisse: von mangelnden Ersatzteilen oder Spezialwerkzeug über die Verwendung von Klebstoff, der es verunmöglicht, ein Gerät zu öffnen. Ausserdem ist es aufwändig, eine Reparatur zu organisieren: einen Dienstleister zu suchen, das Gerät zu bringen und wieder abzuholen ist zeitaufwändiger, als die einfache Online-Bestellung eines neuen Geräts.

Als direkte Folge dieser Hindernisse befürwortet die Mehrheit der Befragten Massnahmen, die die Reparierbarkeit von Produkten fördern. 93 Prozent sprechen sich dafür aus, dass Ersatzteile für mindestens zehn Jahre nach dem Kauf erhältlich sein sollten. Diesbezüglich hat die Schweiz einen ersten Schritt gemacht und für sechs Produktgruppen Bestimmungen aus der Europäischen Union übernommen, die Hersteller und Händler dazu verpflichten, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen zu garantieren. 94 Prozent sprechen sich für eine finanzielle Unterstützung von Reparaturen aus, und 91 Prozent sind der Meinung, dass Hersteller und Händler verpflichtet werden sollten, reparierbare Geräte auf den Markt zu bringen. Hier gibt es in der Schweiz keine gesetzliche Regelung, so dass das Land im europäischen Vergleich hinterherhinkt. Tatsächlich gaben 88 Prozent der Befragten an, dass sie bereit wären, mehr für ein Gerät oder einen Gegenstand zu bezahlen, wenn sie sicher wären, dass es repariert werden kann. Diese Zustimmung spricht für eine Deklaration der Reparierbarkeit, die für die Konsumenten und Konsumentinnen ersichtlich macht, inwiefern ein Produkt reparierbar ist.

Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage zeigen, so Greenpeace Schweiz, dass eine breite Öffentlichkeit Änderungen im Reparaturbereich unterstützt. Die Schweiz hat im internationalen Vergleich einen sehr hohen ökologischen Fussabdruck. Die Verlängerung der Lebensdauer von Konsumgütern leistet daher einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. «Die Reparatur unserer Gegenstände und Geräte ist eine der Lösungen zur Verlängerung ihrer Lebensdauer. Sie ist ein elementarer Pfeiler der Kreislaufwirtschaft, mit der wir versuchen, den Ressourcen- und Energieverbrauch zu reduzieren. Wir fordern alle Akteure des Systems auf, ein Recht zu Reparieren zu gewährleisten und damit einen wichtigen Beitrag zu dieser Kreislaufwirtschaft zu leisten. Das allein wäre schon ein grosser Fortschritt im Umgang mit unseren Ressourcen», sagt Barbara Wegmann, Zero-Waste-Expertin von Greenpeace Schweiz.

Greenpeace fordert, dass das Recht zu Reparieren in die Revision des Umweltschutzgesetzes aufgenommen wird, die Anfang November von der Umweltkommission des Nationalrates in die Vernehmlassung geschickt wurde. Diese Überarbeitung soll die Grundlagen für eine Kreislaufwirtschaft schaffen und damit Veränderungen in der Ressourcen- und Abfallwirtschaft herbeiführen.