Der Bioladen Pudelwohl in Beringen (SH) will mehr als nur gesunde und faire Lebensmittel verkaufen. Das Start-Up des im Mai gegründeten Vereins stärkt die Verbindung zwischen Konsumenten und Produzenten und träumt davon, eine neue Regionalwährung einzuführen. Mitgründerin Katja Merki erzählt, wie es dazu kam und warum sich der Einkauf bei PudelWohl lohnt.

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Zeitpunkt: Bioläden gibt es bald wie Sand am Meer. Was macht PudelWohl so speziell?

Katja Merki: Schaffhausen ist einer der Kantone mit dem niedrigsten Bioanteil in der landwirtschaftlichen Produktion. Hier Bioprodukte zu verkaufen, die grösstenteils aus der Region stammen sollen, ist eine Herausforderung. Doch die Kunden sind dankbar dafür. Der Coop ist knapp 50 Meter von unserem Lokal entfernt, und doch gibt es Leute, die sagen: «Ich kaufe zuerst bei euch ein, und was ich hier nicht finde, hole ich dann im Supermarkt.» Natürlich gibt es manchmal Erklärungsbedarf, zum Beispiel was die Preise betrifft. Doch diese Sensibilisierungsarbeit ist Teil unseres Anliegens. Wenn man sich die Preise der angeblichen Bioprodukte in den Supermärkten anschaut, tauchen manchmal Fragezeichen auf. Wir wollen nicht nur gesunde Lebensmittel garantieren, sondern auch faire Bedingungen für die Kleinproduzenten. Bei uns bestimmen diese die Preise nämlich selbst. Im Grosshandel läuft das oft umgekehrt: Der Abnehmer bestimmt den Preis, und der Produzent muss schauen, wie er zurechtkommt.

Was PudelWohl auch speziell macht, ist unser Mitgliedermodell. Wer einen monatlichen Beitrag von 40 Franken bezahlt, bekommt dafür 20 Prozent Rabatt beim Einkauf. Damit wollen wir die Betriebskosten decken. Mit den zurzeit rund 20 Mitgliedern reicht das noch nicht ganz, doch wir sind zuversichtlich, denn in den sieben Monaten seit unserer Gründung ist unser Verein schon beachtlich gewachsen. Der Grundgedanke hinter unserem Modell ist es, eine Plattform aufzubauen, in der Konsument/innen und Produzent/innen direkt miteinander verbunden sind. Man soll wissen, woher die Lebensmittel kommen und wer sie produziert.

Wie wählen Sie Ihre Produzent/innen aus?

Wir suchen vor allem Kleinproduzenten und Familienbetriebe aus der Umgebung und bauen langsam unser Netzwerk aus. Dabei achten wir auf ökologische und nachhaltige Produktion, verlangen aber keine Label oder Zertifizierungen. Das ist nämlich das Problem, wenn man mit Grossverteilern zusammenarbeitet: Bio-Zertifikate sind obligatorisch, doch dadurch werden Kleinbetriebe benachteiligt. Das war auch der Grund, weshalb eine Gruppe von Produzent/innen sich von Bio Suisse abgespalten und ein eigenes Label gegründet hat: BioEtico. Dahinter steht das Konzept der Selbstdeklaration innerhalb der nachhaltigen Produktion.

Natürlich finden wir nicht alle Produkte, die wir verkaufen, in Schaffhausen. Wir haben zum Beispiel Geissmilchprodukte aus dem Jurapark Aargau oder bald auch Biowein aus der Toscana, den es in der Schweiz noch nirgendwo anders zu kaufen gibt.

Was planen Sie für die Zukunft?

Ideen gibt es viele. Unser Laden ist ja auch bereits ein Café, und wir bieten an zwei Tagen pro Woche eine Mittagsverpflegung an. Über das Lebensmitteldepot von PudelWohl kann man ausserdem grössere Mengen von haltbaren Lebensmitteln bestellen. Dies bieten wir einmal pro Monat an. Auch organisieren wir Veranstaltungen, zum Beispiel zu Themen wie Foodwaste oder gesundem Genuss. Kürzlich hatten wir zum Beispiel eine Apfelwoche, in der wir den Apfel ins Zentrum gestellt haben. Weitere Themen wie auch Anlässe mit unseren Produzenten sind in Planung.

Ein weiteres, persönliches Herzensprojekt ist der Aufbau einer Regionalwährung. Damit habe ich schon Erfahrung, da ich früher in Winterthur gearbeitet und auch beim EulachTaler mitgemacht habe. Das Konzept ist einfach: Die Regionalwährung gilt als Gutschein, um Produkte oder Dienstleistungen bei Anbietern einzukaufen, die beim Projekt mitmachen. Was wir erreichen möchten, ist dass der Kreislauf von Produzenten und Konsumenten in der Region gestärkt wird. Die Währung könnte sogar vom Schweizer Franken abgekoppelt werden, so dass sie im Fall einer Inflation stabil bliebe.

https://www.bioladen-pudelwohl.ch/
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