«Ich habe die Krise als Chance gesehen»

Für Elias Wenger war die Coronakrise zu Beginn eine Überforderung. Er, der gerne unter Menschen ist, Theater liebt, konnte seinen Leidenschaften nicht mehr nachgehen. Aber rasch fand er einen Weg, das Beste aus der Situation zu machen. In unserer Serie «Was ist aus uns geworden?» lässt der 22-Jährige aus Bern die Corona-Krise Revue passieren.

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Ich bin ein ziemlich positiver Mensch. Die Coronakrise habe ich am Ende als Chance gesehen. Mit Blick aufs Theater läuft es nun sogar viel besser als vor der Pandemie. So fasste ich etwa während der Krise den Mut, mich für Aufnahmeprüfung an der Dimitri Schule anzumelden. Ich bin zwar bei meinem jetzigen ersten Versuch nicht aufgenommen worden, aber dadurch, dass ich mich für die Prüfung vorbereiten musste, machte ich entscheidende Schritte vorwärts im Ukulelespielen, Comedywriting und Strassentheater.

Ausserdem entdeckte ich während der Krise die Online-Welt. Ich belegte Theaterkurse und fing dann bei einer Theatergruppe als Online-Schauspieler an zu arbeiten. Die Krimistücke über Zoom haben mir sehr viel Spass gemacht. Ich habe neue Rollen einstudiert und neue schauspielerische Mittel entdeckt.

Ich weiss heute, wie es in etwa in meinem Leben weitergeht. Für mich ist nicht mehr die Frage, wie ich auf der Bühne bestehen kann. Denn egal ob mit oder ohne Bühnenpartner, während der Coronakrise habe ich mir die Mittel erarbeitet, mit denen ich sowieso arbeiten kann – alleine und mit anderen. Das Einzige, was jetzt noch im Weg steht, sind die Zweifel, ob ich davon leben kann.

Ausserdem: Ich habe jahrelang immer nur Kurse besucht. Doch wie viel Spass es macht, selber Kurse zu leiten, das habe ich bis letzten Frühling nicht gewusst. Weil ich mich bei einem Theater in Bern während der Krise als Schauspieler beworben habe, wurde ich danach von den Verantwortlichen angefragt, ob ich einen Theaterkurs für Kinder führen könnte. Es war wunderbar.

Die Liste ist lang, bei mir hat sich in den letzten zwei Jahren so viel verändert und ergeben. Dieses Virus kann man bewerten wie man will, für mich war es widererwartend ein Segen.

Und zu guter Letzt: Jetzt habe die Ausbildung zum Sprecher begonnen. In der Speech Accademy lerne ich das Einsprechen von Hörspielen, Radiowerbungen und das Synchronisieren von Filmen. Für mich ist es ein neuer Weg, der sich mir da eröffnet. Nach Abschluss dieser Ausbildung kann ich meine Stimme etwa an Werbeprodukte verkaufen.
 

Zum Nachlesen: Elias Wenger während der Coronakrise «Dem Wahnsinn entkommen, dem Irrsinn begegnen

26. September 2022
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