«Du liebst Bargeld. Aber hat Bargeld dich jemals zurückgeliebt?»
Die Finanz-Datenkrake Paypal startet eine Kampagne gegen das Bargeld in Deutschland

Ein Werbeplakat im Hauptbahnhof Duisburg fragt in grossen Buchstaben: «Du liebst Bargeld. Aber hat Bargeld dich jemals zurückgeliebt?» Anzeigetafeln mit der Aufschrift «Cash ist nicht mehr King» waren in Frankfurt am Main zu sehen. Ein weiterer Slogan: «Später zahlen? Bargeld kann das nicht.» Wer für die Kampagne verantwortlich ist, liesse sich nicht erkennen, so Norbert Häring auf Geld und mehr. Die digitalen Plakate stammten vom Werbevermarkter Ströer.

Anfang Mai hatte der US-Zahlungsdienstleister PayPal für Juni eine Marketingkampagne gegen das Bargeld angekündigt. Hintergrund ist die Einführung einer sogenannten Mobilen Geldbörse, mit der PayPal an die physischen Ladenkassen vordringen will.« Wir sind überzeugt: PayPal hat mehr zu bieten als Bargeld», heisst es in der Pressemitteilung vom 5. Mai. Besondere Angebote sollen Kunden anlocken.

PayPal stehe in der Kritik, weil das Unternehmen die Kundendaten an sehr viele Kooperationspartner – seitenlange Listen - weitergebe, so Häring. Dazu gehören Google, Linkedin, Facebook und Apple. Dazu gehöre auch Acxiom, einer der größten Datenaggregatoren der Welt, der von den meisten Europäern ein ausführliches Dossier zusammengetragen hat und an jeden Interessenten verkauft. Ausserdem gebe es viele Berichte von plötzlichen Kontensperrungen bei Geschäftskunden, denen PayPal die Guthaben einfror und erst Monate später nach teuren Gerichtsverfahren wieder freigab. Häring resümiert: Geschäftsinhaber sollten sich gut überlegen, ob sie sich der Willkür von PayPal ausliefern wollen. Und Konsumenten sollten sich fragen, ob es sich wirklich lohnt, für ein paar Prozente hier und da all seine Daten in der Welt zu verteilen.


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