Europäisches Parlament entscheidet für grenzüberschreitende Gigaliner – und gegen Sicherheit

Das Europäische Parlament machte in seiner Sitzung vom 12. März den Weg frei für die grenzüberschreitenden Gigalinern. Die Alpen-Initiative sieht diese Entwicklung problematisch und setzt sich dafür ein, dass diese Ungetüme von Schweizer Strassen fernbleiben.

Gigaliner
Als Megatrucks oder Gigaliner bezeichnet man Lastwagen, die bis zu 25 Meter lang und 60 Tonnen schwer sind. Foto: Alpeninitiative.ch

In der Schweiz dürfen LKWs maximal 40 Tonnen schwer und 18,75 Meter lang sein. Diese Grenzwerte sind auch im aktuellen Entwurf des Verhandlungsmandats der Schweiz mit der EU gesichert. Doch nun steigt der Druck auf die Schweiz, künftig so genannte Gigaliner mit bis zu 60 Tonnen Gewicht und bis zu 25 Meter Länge zuzulassen.

Die EU will ihnen nämlich grenzüberschreitend den Weg ebnen. Den Anstoss dafür gab die EU-Kommission im Juli 2023 mit dem Paket für einen «grüneren Güterverkehr». Mitgliedstaaten, die Gigaliner in ihrem Hoheitsgebiet zulassen, sollen diese auch bei grenzüberschreitenden Einsätzen zwischen benachbarten Mitgliedstaaten nutzen können, ohne dass ein bilaterales Abkommen erforderlich ist und ohne Beschränkung nur eine Grenze zu überschreiten.

Django Betschart, Geschäftsleiter der Alpen-Initiative: «Wir haben uns dezidiert in die europäische Debatte eingebracht und mit bedeutenden europäischen Verbänden die Mitglieder des Europäischen Parlaments sensibilisiert.»

Anfang Jahr äusserte sich die vorberatende Verkehrskommission noch kritisch gegenüber Gigalinern. Leider hat im weiteren Prozess die Transportlobby dominiert. Das Europäische Parlament ist in seiner Sitzung vom 12. März der EU-Kommission gefolgt und hat den Weg für die erleichterte Einführung von grenzüberschreitenden Gigalinern freigemacht. Damit dies Realität wird, braucht es nun noch die Zustimmung des Europäischen Rates, also der Staats- und Regierungschefs der EU. Diese ist auf nach den europäischen Wahlen vom Juni 2024 angesetzt – den Rat umzustimmen ist erfahrungsgemäss ein schwieriges Unterfangen. Die Alpen-Initiative wird sich nichtsdestotrotz dafür stark machen, die Problematik dieser Zulassung thematisieren und insbesondere dafür kämpfendass diese Ungetüme von Schweizer Strassen fernbleiben.

Die über 25 Meter langen und bis zu 60 Tonnen schweren Gigaliner stellen eine Gefahr für die Verkehrssicherheit dar und bremsen ganz klar das Erfolgsmodell der Schweizer Verlagerungspolitik aus. Denn pro Tonne Ladung sinken die Transportkosten mit einem Gigaliner. Dadurch wird der Strassengüterverkehr noch billiger, Güter werden von der umweltfreundlichen Schiene zurück auf die Strasse verlagert. 

Gigaliner reduzieren weder Staus noch die Belastung durch Lärm, Treibhausgase und Luftschadstoffe, sondern sorgen durch die Rückverlagerung auf die Strasse für noch mehr Belastungen. Im Falle einer Zulassung würden auf die Schweiz ausserdem enorme Kosten zukommen, um die Strasseninfrastruktur für Gigaliner anzupassen – zum Beispielwegen der Mehrlänge bei Zollanlagen, Rastplätzen, Schwerverkehrskontrollzentren und Warteräumen und wegen Mehrgewicht bei verschiedenen Kunstbauten, insbesondere Brücken.


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