Handy-Kinder nehmen die Welt anders wahr

Kinder, die im digitalen Zeitalter aufwachsen, werden als Erwachsene weniger künstlerisch tätig sein – dies zeigt eine Studie aus Ungarn. Grund dafür ist der Einfluss von Geräten wie Handys und Tablets auf die Entwicklung des Hirns.

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«Die meisten Menschen sehen eher das grosse Ganze, bevor sie sich auf Details fokussieren», heisst es in einer von studyfinds.org zitierten Studie aus Ungarn, welche den Einfluss digitaler Medien auf die Entwicklung von Kindern untersucht. «Diejenigen, die im digitalen Zeitalter aufwachsen, sehen die Welt jedoch ganz anders.» Die Studie besagt, dass Kinder, die bereits im jungen Alter oft digitale Medien benutzen, sich mehr in Details verlieren.

Die «Generation Alpha» – Kinder, die ab 2010 geboren wurden – soll weniger Künstler/innen und Musiker/innen hervorbringen als frühere Generationen. Doch nicht nur die Entwicklung des Hirns werde durch die digitale Reizüberflutung beeinflusst, sondern auch emotionale Fähigkeiten und das Sozialverhalten. «Das grosse Ganze wahrzunehmen, hilft uns, die Bedeutung der Welt und ihre Zusammenhänge zu verstehen – und dies tun wir normalerweise automatisch», sagt Veronika Konok, die Autorin der Studie, in einer Publikation der Universität Eötvös Loránd in Budapest.

Für die Studie wurde ein Experiment mit 120 Kindern zwischen vier und sechs Jahren gemacht, die ein kurzes Spiel auf dem Tablet spielten. Unabhängig davon, ob sie davor schon einmal ein Tablet benutzt hatten, fokussierten sie danach kurzfristig mehr auf Details. Kinder, die dagegen ein nicht-digitales Spiel spielten, hatten danach immer noch den Blick fürs grosse Ganze. Doch die Autor/innen der Studie gehen davon aus, dass die Effekte nicht nur kurzfristig sind, im Gegenteil: «Das Gehirn eines Kindes ist sehr formbar, und wenn sie schon früh Smartphones und Tablets ausgesetzt sind, kann dies langfristige Auswirkungen haben.» 

Menschen, die mehr auf Details fokussieren, haben bessere analytische Fähigkeiten, sind aber weniger kreativ und haben schwächere Sozialkompetenzen. Frühere Studien haben gezeigt, dass Kinder, die oft digitale Medien benutzen, anfälliger für Depressionen sind.