Der Mensch und seine Haustiere – die Geschichte einer Jahrtausend alten Beziehung
Unsere Haustiere sind empfindsame seelische Wesen. Sie haben sich vom Wild- zum Haustier entwickelt durch ihr Leben im Zusammensein mit uns Menschen. Wohin mit diesen Wesen, wenn wir sie in Zukunft nicht mehr brauchen?
Zurecht fordern wir heute das Ende der unsäglich leidvollen industriellen Massentierhaltung. In erster Linie ist es eine unwürdige, das Leben und Wesen der Haustiere verachtende Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Die Folgen dieser Tierhaltung und der damit verbundenen Landwirtschaft und Agrarpolitik auf die Umwelt sind heute unbestritten und bekannt: Tierquälerei, Umweltzerstörung durch Wasser- und Luftverschmutzung, Bodenerosion und Zerstörung der autonomen Lebensmittelerzeugung in vielen Ländern der Erde.
Über Tausende von Jahren bildeten der Ackerbau und die Tierhaltung die natürliche Voraussetzung unserer Kulturentwicklung. Die Domestizierung der Haustiere war hierbei der entscheidende Faktor, der zur Sesshaftwerdung der Menschen führte. Dies wiederum war der Anfang von Siedlungs-, Dorf- und Städteentwicklung. Der Hund als erstes Haustier in dieser Übergangsphase ist bis heute ein treuer Gefährte des Menschen.
Wir sollten unseren Haustieren eine lebenswerte Zukunft schenken.
Der sorgfältig gepflegte Mist unserer Haustiere war die wichtigste Grundlage für die Bildung von fruchtbarem Kulturland. Die Entwicklung von Pflug und Rad basierten auf der Zugkraftnutzung von Rind und Pferd. Das trug wesentlich zur Weiterentwicklung des Ackerbaus, der Nahrungsmittelsicherheit und des Transportwesens auf dem Land bei. Durch das Pferd wurde die Bewegungsmöglichkeit des Menschen und die damit verbundene Völkerwanderung massgebllich beeinflusst. Kurzum: Die Haustiere und ihr Wesen gestalteten unsere Vergangenheit mit, sie dienten stets zu unserem Wohle. Wir sollten ihnen also eine würdige Gegenwart und eine lebenswerte Zukunft schenken.
Immer mehr Menschen bevorzugen heute eine vegetarische oder vegane Ernährung. Gleichzeitig zeigt sich in diesem Zusammenhang ein oberflächliches Umweltbewusstsein, mit Forderungen und Vorstellungen an die Landwirtschaft und Agrarpolitik, die von Unkenntnis strotzen. Das eigene Verhalten wird hierbei selten gründlich reflektiert. Die Lebensmittelindustrie und Werbung reagieren darauf wie gewohnt schnell und geschäftstüchtig. Vegane und vegetarische Produkte stammen daher oft aus ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoller Produktionsweise und Rohstoffherkunft.
Ein Beispiel für die Politisierung zeigte sich auf der Klimakonferenz.
Die Politisierung auf der einen und das unwissend-emotionale Verhalten der Konsumenten auf der anderen Seite verhindern oft eine sachgemässe Behandlung der Problematik. Ein Beispiel für die Politisierung dieses Themas zeigte sich auf der Klimakonferenz, die bis Mitte diesen November im schottischen Glasgow stattfand. Dort haben sich mehr als 100 Staaten zum Methan-Pakt zusammengeschlossen und angekündigt, die Emissionen des Gases zum Ende des Jahrzehnts um mindestens 30 Prozent senken zu wollen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Joe Biden gaben der Öffentlichkeit das Vorhaben bekannt: «Die Reduktion von Methan ist eines der wichtigsten Dinge, die wir bis 2030 tun können, um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten.» Also da wird von Methan gesprochen nicht von CO2!
Damit werden vermutlich genau jene 30 Prozent vom Menschen verursachten Methan-Emissionen angesprochen, die die globale Massentierhaltung erzeugt. Die Fleischindustrie mit einem Marktwert von rund 900 Milliarden Dollar ist ein bedeutender Teil der globalen Nahrungsmittelwirtschaft, und sie steht in diesem Zusammenhang vor einem historischen Problem. Die Lösung liegt auf der Hand: Ganz offensichtlich mit Hilfe der Biotechnologie, und zwar mit In-vitro-Fleisch, das aus den Zellen lebender Tiere gezüchtet wird. Seit einigen Jahren arbeiten weltweit viele Startup-Unternehmen an Alternativen zu Fleisch, Eier und Milchprodukten. Mehrere Milliarden Dollar wurden inzwischen schon in deren Forschung investiert. Unter anderem auch von den weltweit grössten Fleischkonzernen Tyson Foods und Cargill. Da zeigt sich doch flexibles Umweltbewusstsein. Das ist verständlich, denn man geht mit der Zeit und folgt weiter dem Geld.
Wohin mit diesen Wesen, wenn wir sie in Zukunft nicht mehr brauchen? Aussterben lassen? Das ginge sehr lange und wäre zu teuer. In einen Haustierzoo pferchen und von jeder Art ein Paar erhalten, wäre das die Lösung? Wenn ich daran erinnern darf: Unsere Haustiere sind empfindsame seelische Wesen. Sie haben sich vom Wild- zum Haustier entwickelt durch ihr Leben mit uns Menschen. Eine Antwort von mir folgt. Vorneweg: Sie wird den Weg und nicht das Ziel zeigen.
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Andreas Beers aus Bern ist Landwirt, Arbeitsagoge und Lehrer. Er kultiviert die Erde, sät, pflanzt und erntet, er denkt, spricht und schreibt über: Mensch, Erde und Himmel, oder was wir zum Leben brauchen. Kontakt: [email protected].
«Das Leben ist ein Gänsespiel: Je mehr man vorwärts geht, je früher kommt man an das Ziel, wo man nicht gerne steht». (J.W. v. Goethe)
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