Widerstand ohne Gegnerschaft? Teil 5: Pacha Mamas Rechte anerkennen
In dieser Antwort unserer Leserbefragung kommt eine indigene Stimme aus Lateinamerika zu Wort - und spricht für einen radikalen Wechsel unseres Rechtsverständnisses: Was wäre, wenn auch unsere Mutter Erde Rechte hat?
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Pacha Mamas Rechte anerkennen
In einer noch nie dagewesenen zivilisatorischen Krise, die uns an den Rand des planetarischen Zusammenbruchs gebracht hat und sich im Klimanotstand ausdrückt, erscheint ein Licht, das ein wirksames und friedliches Instrument zur Bewältigung der ökologischen Krise sein kann: die Anerkennung der Pacha Mama (Mutter Natur) als Rechtssubjekt. Dies ist ein radikaler Wechsel des rechtlichen Paradigmas im Sinne der Prävention und des ökologischen Schutzes.
Pacha Mama (Mutter Natur) hat einen intrinsischen Wert, der nicht von ihrem Nutzen für den Menschen abhängt; es ist ein Wechsel vom Anthropozentrismus zum Biozentrismus in ökosozialen Angelegenheiten. Es ist eine Abkehr vom jüdisch-christlichen, griechisch-römischen und westlichen Raubtierkonzept hin zu einem ökosozialen Konzept, das das Leben in den Mittelpunkt stellt. Seine Wurzeln liegen in der Philosophie und Ethik, die in der Tiefenökologie noch immer vorherrschen, in der Rechtsprechung der Erde, im Gesetz der «Wilden», in den Kosmovisionen der Jahrtausende alten Völker und in den Kosmovivencias der Gemeinschaften, die mit Respekt und Liebe gegenüber der Erde handeln, unserem gemeinsamen Haus, in dem wir alle Brüder sind, empfindsam für das Leben, vom Mikroorganismus bis zum Homo sapiens.
Letztendlich sind wir eine feine Faser im grossen magischen Webstuhl des Lebens, fliessend und schwimmend im lebensspendenden Wasser, im Bewusstsein, dass wir, wenn wir uns um das Wasser von heute kümmern, für den Frieden von morgen sorgen.
Der extraktivistische Kapitalismus trägt das Mandat des Westens: Er erobert und beherrscht die Natur und ihre Kinder, sein Ziel ist gegen die Natur gerichtet. Die zivilisatorische Krise ist eine Warnung. Wenn wir das mentale Paradigma der «Entwicklung» nicht ändern, sind wir verloren.
Wir sind besorgt über die erstaunliche Gleichgültigkeit der Brüder. Komplizenschaft ist ein Verbrechen. Manchmal ist Schweigen schlimmer als Lügen.
Wenn Sie sich an diesem Punkt der Geschichte als fortschrittlich, demokratisch, sozialistisch, revolutionär oder humanistisch bezeichnen, ist es unerlässlich, Pacha Mama, die selbstlose Mutter der Gemeinschaften, nicht weiter anzugreifen. Wenn Sie Ihr Leben wirklich lieben und Ihren Kindern Liebe schenken, denken Sie an das Gesetz von Ayni: Sie erhalten nur das, was Sie geben.
Wir sind uns bewusst, dass der Kampf nicht nur einen Tag oder ein Jahr dauert, sondern Jahrzehnte, und er wird über die Zeit hinausgehen, der Kampf ist generationenübergreifend. Es geht nicht um Schnelligkeit, es geht um Widerstand. Bis wann? Bis zu unserem letzten Herzschlag und dem ersten Herzschlag unserer Söhne und Töchter. Es lebe das Leben!
Aus den «Abschliessenden Überlegungen» von Yaku Pérez Guartambel aus dessen neuem Buch «Emergencia Climática y Ecología de la Esperanza» (Klimanotstand und ökologische Hoffnung) - übersetzt von Louis Kuhn
Ein Aspekt von vielen
Dass ihr klar aussprecht, der realexistierende Widerstand der letzten Jahre habe nicht gerade viel gebracht, finde ich sehr gut und wichtig! Den nächsten Schritt finde ich etwas voreilig. Ich glaube, dass der von euch herausgestellte Aspekt nur einer unter vielen ist, der erklärt, wieso der Widerstand gescheitert ist. In diesem Sinne möchte ich anregen, ein deutlich breiteres, offeneres Forschungsprogramm zu starten zu Frage, welche Formen effektiver Widerstand ist und wie er organisiert werden sollte.
Micha Siegrist
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