Zwei von drei Kindern können wegen Corona nicht zur Schule

Eine neue Studie von Helvetas und sieben anderen europäischen NGOs bestätigt, dass die Coronakrise und die damit einhergehenden Massnahmen gravierende Auswirkungen auf die Menschen in Entwicklungsländern haben.

Markt in Ouagadougou, Burkina Faso / © Helvetas, Franca Roiatti

Was bedeutet die Coronakrise für Menschen in Entwicklungsländern? Alliance2015, ein Netzwerk von acht europäischen Nichtregierungsorganisationen, hat Ende 2020 in 25 Ländern über 16‘000 Frauen und Männer über die konkreten Auswirkungen befragt. Die Schweizer Organisation Helvetas ist Teil von Alliance2015, genauso wie die deutsche Welthungerhilfe.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich Ungleichheiten verschärfen und neue hinzukommen. Abgesehen vom sinkenden Einkommen vieler Familien zeigt sich dies zum Beispiel auch im Bereich Bildung. Für zwei von drei Kinder hat sich der Zugang zu Bildung verschlechtert, weil in vielen Regionen die Schulen über Monate geschlossen blieben, ohne dass alternative Lernmöglichkeiten angeboten wurden. In einigen Ländern waren die Schulen auch acht Monate nach Ausbruch der Krise noch immer geschlossen.

Rund drei Viertel der Befragten berichten, dass sie aufgrund der Massnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 über weniger Geld verfügen. Gelegenheitsarbeiter und Gelegenheitsarbeiterinnen sowie Tagelöhner, die im informellen Sektor tätig waren, können ihrem Broterwerb nicht mehr nachgehen. Doch auch unter Arbeiterinnen und Arbeitern mit einem formellen Arbeitsvertrag hat mehr als jede vierte Person ihren Arbeitsplatz verloren. Über zwei Drittel der Befragten mussten sich Geld leihen oder konnten nur noch auf Kredit einkaufen. Dies gefährdet teilweise die Grundversorgung der Familien: Fast jede zweite Frau sowie ein Drittel der Männer haben für ihre Familien weniger und qualitativ schlechtere Nahrungsmittel zur Verfügung. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara waren die Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit besonders gross.

Sowohl das physische wie auch das psychische Wohlbefinden der Befragten haben sich durch die Pandemie klar verschlechtert: Ein Drittel der Befragten berichtete von einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes. Insbesondere Frauen leiden unter den Belastungen: Sie tragen die Last der zusätzlichen Arbeit und der Kinderbetreuung und müssen den Haushalt mit weniger Geld, Nahrung und Wasser führen. Obwohl die Covid-Schutzmassnahmen den meisten bekannt sind, gestaltet sich deren Umsetzung oft als schwierig: Die Häuser sind überfüllt und viele Menschen können sich Wasser, Seife und Masken nicht leisten.

Helvetas möchte die Erkenntnisse der Studie nutzen, um bei der Bewältigung der Coronakrise noch besser auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen.