Die Zwischennächte: Zeit für Besinnung und Vorausschau

Zwölf Tage und Nächte, in denen das Tor zur Anderswelt offensteht und man Kontakt mit Geistern, Naturwesen und Ahnen aufnehmen kann: Die Rauhnächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar sind laut germanischer und keltischer Überlieferung eine ganz besondere Zeit. Übertragen auf die Realität und die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts können wir sie zum Anlass nehmen, um zur Ruhe zu kommen und uns Zeit für Innenschau zu nehmen.

In den «dunklen Nächten» streunen Geisterwesen um die Häuser. / © Pixabay

Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist für viele eine Zeit der Ruhe und Besinnung; eine Zeit der Reflexion und Vorausschau. Man schliesst das alte Jahr ab und fasst gute Vorsätze fürs neue.

In den letzten Jahren lassen immer mehr Menschen die Tradition der keltischen Rauhnächte wiederaufleben. Als Rauhnächte oder auch Zwischennächte werden die zwölf Tage und Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar bezeichnet. Laut Überlieferung galt diese Zeit bei den Germanen und Kelten als besonders durchlässig, um mit der spirituellen Welt in Kontakt zu treten. Ursprünglich handelte es sich nämlich um eine Art Schalttage, um die Differenz zwischen den 354 Tagen des Mondjahres und den 365 Tagen des Sonnenjahres auszugleichen.

Die Tore zur Zwischenwelt der Geister, Naturwesen und Ahnen stehen offen, deshalb werden in den zwölf Rauhnächten verschiedene Bräuche und Riten durchgeführt. Denn laut dem alten Glauben sind es nicht nur hilfreiche, wohlgesonnene Wesen, die in den langen Winternächten mit uns in Kontakt treten. Auch Dämonen und unheilvolle Energien streunen in dieser dunklen Zeit, in der – so glaubte man – die Naturgesetze ausser Kraft gesetzt waren, um die Häuser. So räucherte man die Zimmer und Ställe mit Harz, Kräutern oder Weihrauch aus, um sie zu reinigen und Unheil abzuwenden, oder stellte in der Nacht Kerzen an die Fenster, um sich zu schützen. Bis heute hält sich vielerorts der Mythos, dass in dieser Zeit keine Unordnung im Haus herrschen und keine Wäsche draussen aufgehängt werden soll – diese könnte von Geistern gestohlen und später im Jahr als Leichentücher für ihre Besitzer verwendet werden.

Die Rauhnächte sind ausserdem gut für Orakel oder Traumdeutungen geeignet. So stehen die Träume der zwölf Nächte als Vorausschau für die zwölf Monate des kommenden Jahres. Es gibt inzwischen zahlreiche Bücher, die einen durch die Rauhnächte begleiten und für jeden Tag spezifische Reflexionsthemen und Rituale vorschlagen. Die alte Tradition wird damit ins 21. Jahrhundert übertragen und vermag ein bisschen Magie in den allzu rationalen Alltag zu bringen. Ausserdem hilft sie dabei, die Festtage wieder zu einer Zeit der Selbstreflexion und Ruhe zu machen, statt zu einer Zeit von Geschenkstress und Kommerz.

Einen Vorschlag für die Begehung der Rauhnächte liefert zum Beispiel die Lebensberaterin Nina Roosen auf tagblatt.ch – sie bietet auch einen Online-Kurs zum Thema an.