«Es ist mir ein Anliegen, globale Zusammenhänge aufzuzeigen»

Die Zürcher Journalistin und Zeitpunkt-Redaktorin Nicole Maron berichtet lokal und global – und bewegt sich dabei zwischen den Welten. Diesen Samstag hält sie in Zürich einen Vortrag und stellt ihren neuen Dokumentarfilm über ein Glencore-Bergwerk in Peru vor.

Nicole Maron mit Blick auf die Glencore-Mine im peruanischen Espinar. / © zvg

Eingeschaltet aus den Anden: Wenn sich Nicole Maron mit ihren Redaktionskollegen über Skype verbindet, ist sie warm angezogen. Denn auf rund 3800 Meter über Meer geht ohne dicken Wollpullover oder Wolldecke um die Schultern nichts. In der peruanischen Stadt Puno, nahe der Grenze zu Bolivien, ist die Luft sehr kühl – und dünn. «Mit der Höhenkrankheit habe ich zum Glück nicht zu kämpfen. Aber etwa Joggen oder Sport treiben, das könnte ich hier nicht, da würde mein Herz zu fest pumpen.» Aber sie sei ja eh ein Sportmuffel, sagt sie und lacht.

Die Schweizer Journalistin und Buchautorin lebt seit 2017 in Südamerika. Erst war sie in Bolivien und Peru mehrere Jahre für eine Schweizer Nichtregierungsorganisation tätig. Diese Zeit prägte sie und schärfte ihren kritischen Blick auf die Entwicklungszusammenarbeit. Jetzt arbeitet sie als freie Journalistin und als Redaktorin beim Zeitpunkt.ch.

Schwerpunkte ihrer Arbeit sind umwelt- und sozialpolitische ­Themen wie ­Migration, Gerech­tigkeit, Konzernverantwortung und Menschen­rechte. Als Zeitpunkt-Redaktorin berichtet sie unter anderem über Südamerika und die Schweiz, immer mit dem Blick auf den globalen Kontext der Themen. «Spätestens wenn es um mehr Gerechtigkeit, Ressourcen und Umweltschutz geht, hängt für mich alles zusammen», sagt die 40-Jährige. «Bergbau in den südlichen Ländern der Welt ist nicht nur ein lokales Problem. Das Kupfer, das beispielsweise in Peru abgebaut wird, braucht es für die Produktion von Handys, Tablets oder Computer, die ebenso in der Schweiz gekauft werden. Je mehr wir hierzulande konsumieren, umso mehr Metalle müssen abgebaut werden.» Damit sich also die Situation im Süden ändere, müsse man auch in der sogenannten Ersten Welt etwas ändern.

Schnitt, jetzt im Juli: Die letzten Worte sagt Nicole Maron nicht aus der peruanischen Höhe, sondern aus dem regnerischen Zürich. Denn zurzeit hält sie sich berufsbedingt in ihrer Heimat auf. Zum Einen ist sie als Zeitpunkt-Redaktorin unterwegs, zum anderen wird sie diesen Samstag in Zürich ihren Dokumentarfilm über ein Glencore-Bergwerk in Peru vorstellen. Darin will sie zeigen, welche gravierenden Auswirkungen der Bergbau auf die Umwelt und auf die Gesundheit der lokalen Bevölkerung hat. Das Filmdokument wird Anfang 2022 erscheinen, produziert wird es in Zusammenarbeit mit dem peruanischen Journalisten Vidal Merma.

Nicole Maron hat die Mine in Espinar – ein Dorf zwischen Puno und Cusco – besucht und vor Ort mit den Betroffenen geredet. Der Schweizer Konzern Glencore baut dort seit rund vierzig Jahren Metalle ab. «Die Schwermetalle des Bergwerks vergiften die Böden, die Luft und das Wasser», sagt die Journalistin. «Und wenn die Bevölkerung dagegen protestiert, setzt der peruanische Staat, der am Abbau mitverdient, Polizei ein und lässt die Proteste gewalttätig niederschlagen – manchmal schiessen sie einfach in die Menge.» Ausserdem habe Glencore seine eigenen Sicherheitsleute, «auch die gehen nicht zimperlich gegen Protestierende vor».

 

 

In der WandelBar Seebach wird Maron diesen Samstagabend nicht nur einen ersten Einblick in den Dokumentarfilm geben, sondern auch einen Vortrag halten unter dem Titel «Peru zwischen politischer Krise, sozialen Herausforderungen und Umweltkatastrophen». Zudem wird es Live-Schaltungen aus Peru geben: Es werden unter anderem Menschen, die nahe des Glencore-Bergwerks in Espinar leben, aus ihrem Alltag berichten. Und danach wird man die Möglichkeit haben, sich mit der Journalistin und Dokumentarfilmerin an der Bar auszutauschen.

Was will Nicole Maron mit ihrer Arbeit erreichen? «Als Journalistin ist es mir ein Anliegen, globale Zusammenhänge aufzuzeigen, mit der Hoffnung, dass sich dadurch vielleicht etwas verändert, genauer genommen verbessert.» Ob sie dies schaffe, wisse sie nicht. Aber auch wenn sich nur im Kleinen etwas bewegt, einem einzelnen Menschen die Missstände bewusst werden und er oder sie dadurch sein Verhalten ändert, das sei doch immerhin etwas. Verhalten? «Ja, zum Beispiel, dass die Person ihr Konsumverhalten überdenkt und anpasst. Die Schweiz ist nun mal eine Wegwerfgesellschaft.»

Von der Politik erwartet sie zweifelsohne konkretere Massnahmen und klarere Haltung. «Es ist die Politik, die wirklich etwas in der Wirtschaft verändern könnte», sagt Nicole Maron. Dabei weist sie auf die Konzerninitiative hin, die letztes Jahr vom Bundesrat nicht unterstützt und bei der Stimmbevölkerung nicht angenommen wurde. «Mit meinem Dokumentarfilm möchte ich also auch aufzeigen, wie wichtig es ist, dass die Schweiz Verantwortung übernimmt für ihre Firmen im Ausland.»
 

Infos zum Anlass am Samstag: hier
Mehr zu Nicole Maron: www.maron.ch

 

 


Der Dokumentarfilm wurde bislang von den Journalisten selbst finanziert. Für die Fertigstellung stehen weitere Produktionsarbeiten und der technische Feinschliff an. Unterstützungen für Produktionskosten sind herzlich willkommen. Kontakt: [email protected].

Trailer