Seit über zwanzig Jahren engagiert sich die «Arbeitsgemeinschaft gerechter Bananenhandel» – kurz Gebana – für fairen Handel. Sie verkauft biologisch hergestellte Produkte von Kleinbauern aus der ganzen Welt direkt an KonsumentInnen in der Schweiz. Die Coronakrise hat Gebana zeitweise an ihre Grenzen gebracht, sagt Sandra Dütschler, Leiterin Kommunikation.

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Zeitpunkt: Inwiefern haben Sie bei Gebana während der Coronazeit eine Zunahme bei den Online-Verkäufen festgestellt?

Sandra Dütschler: Die Verkäufe schnellten sofort in die Höhe, als der Lockdown im Frühling vor einem Jahr kam. Dadurch, dass den Schweizer BäuerInnen durch die Schliessung der Gastronomiebetriebe plötzlich Absatzkanäle wegbrachen, starteten wir zur selben Zeit zudem die Aktion «Bauern suchen Kunden». Dies führte zu zusätzlicher medialen Aufmerksamkeit für Gebana und deswegen zu noch mehr Bestellungen. Das hat unsere Organisation ganz schön ans Limit gebracht. Insgesamt erhielten wir damals von Mitte März bis Mitte Mai doppelt so viele Bestellungen wie in der gleichen Zeit im Vorjahr. Danach haben sich die Bestellvolumen bei etwa einem Plus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingependelt.

Es wird also seither nach wie vor mehr online bestellt bei Gebana. Wieso? Und was wird besonders gerne eingekauft?

Der Bedarf an Lebensmitteln bei sich zu Hause ist durch die Krise gestiegen, weil sich die meisten ständig in den vier eigenen Wänden aufhalten und selber kochen – statt wie früher ab und zu auch auswärts zu konsumieren. Zudem scheint Online-Shopping nun viel selbstverständlicher geworden zu sein, auch für Lebensmittel. Ganz besonders häufig bestellt wurden im Rahmen von «Bauern suchen Kunden» Schweizer Produkte wie Alpkäse und Fleischpakete. Aber ebenso die klassischen internationalen Fairetrade-Produkte, Grundnahrungsmittel wie Pasta, Reis und Zucker sowie Riegel und Snacks, etwa gewürzte Nüsse aus dem Süden, haben stark zugelegt.

Gab es wegen der weltweiten Restriktionen Schwierigkeiten in den Lieferketten?

Nur punktuell. Zum Beispiel wurde die Produktion in Sri Lanka aufgrund des Lockdowns komplett für einige Wochen gestoppt. Nach Aufhebung des Lockdowns wurde der Export zum Problem, weil natürlich alle gleichzeitig wieder exportieren wollten. Deswegen wurden teilweise Logistikkapazitäten begrenzt. Das heisst, dass zum Beispiel Häfen vorübergehend geschlossen wurden oder Zollämter zeitweise nicht arbeiteten oder unterbesetzt waren. Auch waren wegen der internationalen Einschränkungen weniger Lastwagen, Schiffe und Flugzeuge unterwegs. So mussten wir grosse Lieferungen auf mehrere kleine verteilen. Insgesamt war es aber erstaunlich, wie gut die meisten Wertschöpfungsketten wie Logistik, Produktion und Verkauf weiterhin funktionierten.