Wo kommt man am besten ins Gespräch und lernt sich besser kennen? Genau, bei einem Essen am gleichen Tisch. «Gemeinsam Znacht» bringt Schweizer und Flüchtlinge zusammen, damit sie sich bei einem guten Abendessen näherrücken. Nächste Woche nimmt das Integrationsprojekt zudem mit Film- und Gesprächsabenden an den Aktionstagen «Beim Namen nennen» in Zürich teil.

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In unserem Alltag gibt es immer noch kaum Berührungspunkte zwischen der Welt der Geflüchteten und der Welt der Einheimischen. Bestimmt, wir kennen alle das Thema «Flüchtlinge» oder «Flüchtlingskrise» seit Jahren aus den Medien. Aber mittlerweile ist die Problematik der Geflüchteten in unserem Bewusstsein weniger präsent als auch schon. Haben wir uns an dieses Thema gewöhnt? Was manchmal vergessen geht: Die meisten Geflüchteten, die in die Schweiz einreisten, sind noch hier und werden für lange Zeit oder für immer bleiben. Und obwohl unter uns viele Geflüchtete leben, sind sie einem Grossteil von uns unbekannt. Da setzt das Projekt «Gemeinsam Znacht» an, unter dem Motto: «Alle Menschen finden während eines Essens zusammen Gesprächsstoff.»

«Gemeinsam Znacht» vermittelt zwischen Einheimischen und Geflüchteten, damit sie sich bei einem Abendessen kennenlernen und austauschen können. Wie funktioniert das? Familien, Paare, Einzelpersonen und Wohngemeinschaften können Geflüchtete einladen. Mit Hilfe der Datenbank von «Gemeinsam Znacht» wird ein passender «Match» gefunden. Das bedeutet: Es wird nach Gastgeber und Gast gesucht, die nach unterschiedlichen Kriterien gut zusammen passen würden. Wenn gekocht wird, muss es kein 5-Gang-Menu sein, sondern ein Essen, so wie man es macht, wenn Freunde zu Besuch kommen. Der Gast darf noch einen Freund oder eine Freundin oder auch die Familie mitbringen. Was daraus entsteht, ob es bei einem einmaligen Essen bleibt oder ob sich daraus eine freundschaftliche Beziehung entwickelt mit weiteren Einladungen, wird sich von selbst ergeben.

Die Gäste sind Geflüchtete aus allen Ecken dieser Welt, aus Bürgerkriegsgebieten, aus Ländern ohne Perspektive. Sie flohen vor Bomben und Terror, Verfolgung und Armut. Einige sind erst vor Kurzem in der Schweiz angekommen, manche sind schon seit ein paar Jahren hier. Allen gemeinsam ist, dass sie Interesse haben, die Einheimischen und ihre Sitten und Gebräuche kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen. Immer noch ist eine Einladung zu einem gemeinsam Znacht für viele Geflüchtete das erste Mal, dass sie ausserhalb der Sozialämter und Asylorganisationen mit Einheimischen in Kontakt kommen und eine Wohnung oder ein Haus von Schweizern betreten.

Das Integrationsprojekt gibt es in Zürich seit 2014. In den folgenden Jahren ist es auch in Luzern, im Aargau und Thurgau, in Zug, St. Gallen, Basel und Bern ins Leben gerufen worden. Das Projekt stammt ursprünglich aus Schweden und heisst dort United Invitations.

Kommende Woche beteiligt sich «Gemeinsam Znacht» an den Aktionstagen «Beim Namen nennen» in Zürich. Während sieben Tagen, vom 14. bis 20. Juni, finden verschiedene Veranstaltungen statt, die auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam machen. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, um 19 Uhr, lädt «Gemeinsam Znacht» am Hirschengraben 34 zu drei Film- und Gesprächsabenden ein. Coronabedingt ist die Teilnehmerzahl beschränkt und eine Anmeldung erforderlich ([email protected]). Die Aktionswoche wird auch in Basel, Bern, Chur, Genf, Lausanne, Luzern, Neuchâtel, St. Gallen und Thun durchgeführt.

Fremde werden Freunde: Wer während der Aktionswoche nicht an einer Veranstaltung teilnehmen kann, dem bleibt die Möglichkeit, zu einem Znacht bei sich zu Hause einzuladen. Möchten Sie Gastgeber werden? Dann melden Sie sich an: hier.