Permakultur und Solidarische Landwirtschaft auf dem Glück-Hof in Baden

Der Glück-Hof auf dem Badener Erholungshügel Baldegg scheint den Nerv der Zeit zu treffen.

Arbeitseinsatz in der Solawi. Foto: Samia Guemei

Bei einem Infoanlass Ende Februar vermag die Scheune den Andrang der Menschen kaum standzuhalten. Der Helferchat, wo sich Menschen für den Bau von Beeten oder dem Backen von Kuchen melden können, vibriert vor Interesse. 

Was ist das Geheimnis des Glück-Hofs? «Wir sind gut vernetzt in der Region», sagt Sandra Kohler. Sie ist die Tochter der Landwirtin Doris Kohler, die bis zur Übernahme und Neubenennung des Landwirtschaftsbetriebs durch die GmbH Glück-Hof Anfang dieses Jahres den Bauernhof bewirtschaftet hatte. 
Sandra Kohler war Stadträtin, arbeitete wie ihr Lebensgefährte und Glück-Hof Projektleiter Andreas Schärer in der Marketingbranche und hat auf dem Glück-Hof nun alle Projekte unter sich. «Ein grosses Plus», führt Sandra Kohler aus, «ist unsere Lage. So viele Menschen verbinden mit der Baldegg Erholung in der Natur.» 

Die Solidarische Landwirtschaft – das ist kurz gesagt, die gemeinschaftliche finanzielle und manuelle Beteiligung an einem Bauernhof – trifft den Zeitgeist. Ebenso Permakultur und Biologische Landwirtschaft. Noch sind auf dem Hof nur zwei der 28 Hektaren für die Permalkultur ausgesondert. Permakultur, das ist die dauernde Bepflanzung mit Gemüse und Früchte, die einander gegenseitig beschützen und bekräftigen. Auf den restlichen Hektaren werden momentan eher aufwendige Nischenkulturen angepflanzt wie Buchweizen, Linsen und Hanf, aber auch Kartoffeln.
50 Haushalte sollen jetzt, in der Startphase des Projekts, im Rahmen der Solidarischen Landwirtschaft jahrein jahraus ihre Nahrungsmittel vom Glück-Hof beziehen. 25 wöchentliche Lebensmittelkörbe konnte die Projektgruppe bereits akquirieren. 
In 10 Jahren, wenn alle Flächen in Permakultur verwandelt sein werden, sollen es 300 Haushalte sein. Dann soll der Hof Arbeit im Rahmen von 700-800 Stellenprozenten bieten. Wie Andreas Schärer ausführt, kann der Glück-Hof momentan 180% Stellenprozente berappen.
Nicht nur die Landwirtschaft beruht auf dem Gedanken der Solidarität. Auch die Löhne tun es. Die derzeit acht Mitglieder der Geschäftsleitung bestimmen die Höhe der Gehälter im Gespräch. 
«Die Löhne richten sich», so Schärer, «nach den Bedürfnissen der einzelnen.» 
Die meisten Mitglieder des Kernteams gehen anderen Brotberufen nach. So auch Agronomin Regula Züger. Züger ist einer der Bodenanker des Landwirtschaftsbetriebs. Ihr obliegen die gefühlt hundert administrativen Aufgaben, die den Glück-Hof erst dazu berechtigen, von den Direktzahlungen des Bundes für biologische und Permakultur-Landwirtschafts zu profitieren. 
Sandra Kohler: «Unser Hof ist eingebettet in die bestehenden Strukturen.» 
Das bedeutet, dass die Erfolgsrechnung des Hofes nicht alleine von der Solidarischen Landwirtschaft abhängig ist. Der Glück-Hof macht sich auch andere Fördermittel des Bundes zunutze. 
Ein gutes Beispiel ist die Pflanzung von 60 Edelkastanienbäumen auf dem Glück-Hof. Sie dienen nicht der reinen Freude am Marroniduft. Als Bestandteil eines Projektes des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) verringern sie die finanziellen Risiken des Glück-Hofs. 
Die weiteren, noch auszubauenden Standbeine des fortschrittlichen Projektes sind: Der Direktverkauf an Märkten oder an die Gastronomie sowie der Bereich Schulungen. Hier angesiedelt sind sowohl Angebote für Kinder als auch Tiertherapie und Kurse in Permakultur.