«Gestern, am Samstagnachmittag», schrieb ich am 2. Juli ins Tagebuch, «habe ich mich geschlagene sieben Stunden mit Mathematik befasst.
05. Mär 23
Während ich das Joch der Schule noch ein paar letzte Monate aushalten musste, war ich den Fesseln des Elternhauses schon längst entschlüpft.
19. Feb 23
«Morgen beginnt das letzte Schulhalbjahr», schrieb ich am 17. April 1972 ins Tagebuch. «Ich bin froh. Vom Herbst an muss ich dann über mein Leben ganz selbst entscheiden.»
05. Feb 23
Mein Hunger nach echtem Leben war im letzten Jahr vor dem Schulabschluss so unstillbar geworden, dass alles Jammern im Tagebuch, alles Schreiben und Veröffentlichen nichts nützte. Ich wollte nicht mehr nur schreiben, ich wollte handeln, etwas bewegen, mich engagieren.
22. Jan 23
Der Frühling vor dem letzten Semester im Wirtschaftsgymnasium, vor der letzten Meile zur ersehnten Matura begann für mich persönlich mit einer Romanze, von der ich mir ein Ende des Wartens und Sehnens erhoffte. Am 6.
08. Jan 23
Am Jahresende, an der Schwelle zum Jahr 1972, schrieb ich ins Tagebuch: «Meine Lebensdevise: Immer nach dem Warum fragen.»
25. Dez 22
«Die Angst des Tormanns beim Elfmeter» hiess sein neuestes Buch, und allein schon der Titel übte eine Faszination auf mich aus. Er vereinigte zwei Dinge in sich, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hatten: den Fussball und das Gefühl der Angst.
11. Dez 22
Der Höhenflug unseres literarischen Strassenmagazins «Manuskript» setzte sich fort. Nur ein Jahr nach der ersten Nummer verkauften wir bereits 1’000 Stück und erhöhten den Preis für die Einzelnummer auf einen Franken.
27. Nov 22
Unser Verkaufserfolg im Literatencafé verhalf uns zum Durchbruch. Von der Nummer 3 unseres Blattes verkauften wir im «Odeon» bereits 50 Stück, und ebenso vielversprechend war der Verkauf vor Theatereingängen und Lesungen.
13. Nov 22
Mittlerweile existierte unser literarisches Heft «Manuskript», das ich mit meinem Schulkameraden Elias und einem weiteren Mitredaktor herausgab, schon ganze zwei Jahre.
30. Okt 22
Am Samstag derselben Woche, mitten in der Adventszeit 1971, pilgerte ich – diesmal allein – ein weiteres Mal nach Montreux, um den ersten Schweizer Auftritt von Frank Zappa mitzuerleben.
23. Okt 22
Das Anziehen der Zügel im letzten Schuljahr hielt mich aber nicht davon ab, weiterhin über Musik zu schreiben und mit Elias zusammen unsere literarische Zeitschrift unter die Leute zu bringen.
16. Okt 22
Zurück von unserem Finnlandtrip, zurück im Alltag der höheren Bildung, musste ich zunächst mit Enttäuschung feststellen, dass meine Fernbeziehung mit dem Mädchen aus England die Sommerferien nicht überstanden hatte.
09. Okt 22
Jetzt, Jahrzehnte später, beim Lesen meiner Reiseeindrücke wird mir klar, dass ich in Finnland das erstemal romantische Gefühle bei mir entdeckte.
02. Okt 22
«Fliegen, das unermessliche Land aus der Vogelperspektive erleben, erkennen, wie lächerlich klein die Welt sein kann – beim Fliegen fühlt man sich über den Dingen. Zurück auf dem Boden dagegen weiss man wieder, wohin man gehört.
25. Sep 22
Warum Finnland? Weil die finnische Fluggesellschaft für 400 Franken ein «Holidayticket» anbot, das während 14 Tagen zu unbeschränkten Flügen innerhalb Finnlands berechtigte. Damit erwies sich die «Finnair» als frühe Vorreiterin der heutigen Billigflüge.
18. Sep 22
Mit meinem Brief an unseren Geografieprofessor startete ich – als definitiv Direktbetroffener – eine Art Feldzug für eine schülerfreundliche Schule. Vorerst blieb ich chancenlos.
11. Sep 22
Während ich bereits meine ersten Buchrezensionen verfasste, war ich als Schüler den Launen und Forderungen der Lehrer weiterhin ausgeliefert. Ich zählte inzwischen jeden einzelnen Tag bis zur Entlassung aus dem Korsett der höheren Bildung.
04. Sep 22
Das Mädchen meiner Träume lebte in London, hiess Iris und ich kannte sie schon ein ganzes Jahr, ohne zu ahnen, was sie mir bald bedeuten würde.
28. Aug 22
Nachdem ich das Provisorium im Herbst mit Ach und Krach überwunden hatte, konnte ich mich im neuen Jahr wieder ohne schlechtes Gewissen meinen heimlichen Hauptbeschäftigungen widmen, zu denen die Schule nach Möglichkeit nicht gehörte.