Youtrition, das als Studentenprojekt begann, ist heute eine anerkannte gemeinnützige Organisation mit Schwerpunkt Selbstversorgung, nachhaltiger Nahrungsmittelproduktion und Integration von produktiven Systemen in natürliche Kreisläufe. Initiant und Gründer ist der 29-jährige Industriedesigner, Masterstudent Umwelt und Natürliche Ressourcen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Unternehmer Moritz Keller aus Schaffhausen. Er zeigt auf, was möglich ist, wenn junge Menschen sich für eine Herzensangelegenheit engagieren und macht damit gleichzeitig Mut.

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Zeitpunkt: Was ist Sinn und Zweck von Youtrition?

Moritz Keller: Ursprünglich ist Youtrition entstanden, um die Möglichkeiten rund um die ökologische Abwassersysteme und die Verwertung von Nährstoffen für die Nahrungsmittelproduktion zu erforschen. Zwischenzeitlich ist aber zusätzlich noch ein Gemeinschaftsgarten entstanden, bei dem nicht technische und naturwissenschaftliche Inhalte im Vordergrund stehen, sondern das Leben und Lehren der Selbstversorgung. Hier finden sich Menschen aller Generationen. Alle sind hochmotiviert und freuen sich, im Garten zu arbeiten.

«Youtrition hat den Zweck, die Ernährungssouveränität der Menschen zu fördern.»

Nachdem ich Youtrition im Rahmen meines Studiums am HyperWerk in Basel gegründet habe, sind weitere Studenten dazugestossen. Danach hat sich das Projekt aus dem Umfeld der Fachhochschule gelöst. Zusätzlich zum Gemeinschaftsgarten entstand in Schaffhausen ein Projekt, bei dem weiter an ökologischen Abwassersystemen, in Kombination mit der Produktion von Gemüse, geforscht wird. Zu Beginn haben wir an der Fachhochschule und in diversen Programmen Unterstützung erhalten, doch nun ist der Verein selbständig. Youtrition hat den Zweck, die Ernährungssouveränität der Menschen zu fördern. Dazu ist es uns wichtig, Wissen und Selbstermächtigung in diesem Bereich zu verbreiten.

Ein wichtiges Anliegen von euch ist die Selbstversorgung. Wie realistisch ist diese für unser kleines Land?

Selbstversorgung ist auch in einem Land wie der Schweiz gut möglich. Zudem sollte der Begriff nicht absolut verstanden werden, sondern als Gradient: Es ist sogar möglich, sich zu 50 Prozent selbst zu versorgen und auch in diesem Zusammenhang kann ohne Weiteres von Selbstversorgung gesprochen werden. Die Philosophie von Youtrition ist es, durch das Vorleben von Selbstversorgung, diese zu verbreiten. Wenn gezeigt und vorgelebt wird, dass es möglich ist, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich andere dafür begeistern lassen.

Was sind eure Visionen für eine zukünftige, lebenswerte Gesellschaft, für deren Umgang mit Nahrung, Ressourcen, Gesundheit, was müsste politisch und individuell geändert werden? 

Der Umgang mit Ressourcen und somit auch mit Nahrung sollte nachhaltig werden, so dass sich das, was verbraucht wird, in derselben Zeit, in der es verbraucht wird, wieder erneuern kann. Ich denke der einzelne kann durch die Auswahl der Ernährung den grössten Einfluss auf den ökologischen Fussabdruck nehmen, neben dem Verzicht aufs Fliegen natürlich.

Politisch braucht es viele Veränderungen, es braucht Anreize und klare Grenzen. Gerade die Krise in der Ukraine und deren Einfluss auf den Markt der fossilen Energieträger sollte die Menschen aufhorchen lassen und sie motivieren, Alternativen zu suchen. Auch die Politik sollte diese Weitsicht teilen.

 


Neu arbeitet Moritz Keller auch unternehmerisch mit Pflanzen mit der Firma StadtOase zusammen: https://stadtoase.com/