Erde, Pflanzen, Schmetterlinge. Eifriges Schaffen, Staunen und viele Fragen. Lehren und Lernen mit der Natur, so einfach ist das. Kolumne.

© Mia Leu

Vogelgezwitscher, das Summen und Brummen von Insekten in der Blütenpracht – ein Frühlingsmorgen im Garten. Und plötzlich das aufgeregte Stimmengewirr von Kindern. Jeden Mittwochmorgen sind sie da, die Schüler der Privatschule SIM-Schule Bern. In Gummistiefeln, Arbeitsschuhen und Schirmmützen kommen sie daher marschiert. Ein vielstimmiges «Und was machen wir heute?» schallt mir entgegen.

Die Schüler unterschiedlichen Alters kommen seit einem Jahr in unsere Gärtnerei Artha-Samen auf der Schwand in Münsingen bei Bern. Auf rund einem Hektar wachsen hier Wildblumen, Gemüse, Kräuter und Getreide. In über zweihundert Beeten blühen und reifen diese Pflanzen für die Saatgutproduktion. In Glashäusern und Folientunnels ranken sich Tomaten und Gurken der Sonne entgegen. Es gibt vieles zu bestaunen und es gibt viel zu tun. In kurzen Zügen erkläre ich die Arbeiten und schon geht’s los.

Mit der Schubkarre Kompost fahren, hacken, graben und pflanzen, das machen die Schüler am liebsten. Mit Ausdauer, roten Backen und Schweiss auf der Stirn vergeht die Zeit im Flug. Kurze, präzise Einweisungen, einfache Handarbeiten, überschaubare Aufgaben mit sichtbaren Ergebnissen: Drei gepflanzte Beete Gemüse, fünf versorgte Beete mit Kompost und ein umgegrabenes Beet. Das macht Freude anzuschauen und das motiviert! Lernen mit der Natur, ein Erfahrungsfeld, das die schönsten Früchte trägt.

Die Erde ist feucht oder trocken, rau oder weich. Kleine und grosse Regenwürmer, Spinnen, Käfer, Raupen – was da so alles krabbelt, wuselt und sich im Boden kringelt. Und Hoppla!, da flitz eine Maus zum Komposthaufen raus. Pelzige Hummeln, fleissige Bienen, dazwischen schwebende Schmetterlinge – da kann man nur Staunen, was da flattert, brummt und summt. Eisenhut, Fingerkraut und Buschwindröschen – eine blau-gelb-weisse Farbenpracht. Rund, spitz, glatt und zackig – welch ein Reichtum an Form und Gestalt der Blätter. Lange, kurze, dünne Wurzeln ringeln sich im Pflanzsetzling:

richtig gepflanzt in brauner Erde,
damit sie sich mit ihr verbinden werde.

Achtsam und rhythmisch arbeiten die Hände. Es wird nur wenig gesprochen – regsame Stille. Nur die Erde, die bearbeitet wird, macht Geräusche – ein Erdgeflüster. Dies erfüllt die aufgeregten ungestümen Herzen und beruhigt das Gemüt. Einfache Tätigkeit und aufmerksame Beobachtung führen die Gedanken, die dauernd hier- und dorthin wild zerflattern wollen. Die Schüler kommen aus freien Stücken und gerne. Eindrücklich erzählen sie, wie die Samen und Pflanzen, die sie mit nach Hause genommen haben, in ihren kleinen Gärten nun wachsen und gedeihen. Das macht Sinn!
 

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Andreas Beers aus Bern ist Landwirt, Arbeitsagoge und Lehrer. Er kultiviert die Erde, sät, pflanzt und erntet, er denkt, spricht und schreibt über: Mensch, Erde und Himmel, oder was wir zum Leben brauchen. Kontakt: [email protected].

«Finde den kürzesten, einfachsten Weg zwischen Erde, den Händen und dem Mund.» (Lanza del Vasto)

 

 

Die SIM-Schule wurde im Frühling 2020 als Privatschule für alle Altersgruppen in Bern gegründet. Die Privatschule hat eine Betriebsbewilligung als Sonderschule.