Das Resümee einer Umfrage über Mobilfunk – finanziert von der Telekomindustrie
Eine Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut «gfs.bern» zu Mobilfunk und 5G sei fehlerhaft, nicht repräsentativ und widerspreche anderen Umfragen. Diese hatten deutlich mehr Teilnehmende, kritisiert der «Verein Schutz vor Strahlung».
Die Organisation «Change5G» befragte insgesamt 1'839 Teilnehmende ganz allgemein zum Thema Mobilfunk. Die Befragung sei nicht unabhängig und neutral durchgeführt worden, denn finanziert worden sei sie von fünf Mobilfunkkonzernen, schreibt der «Verein Schutz vor Strahlung SVS» in seiner neusten Medienmitteilung. Die Resultate dieser Umfrage hält das Institut für Meinungsforschung «gfs.bern» in einem Schlussbericht fest. Dabei seien allerdings nur sieben Fragen ausgewertet worden, so der SVS. Zudem hätten die Mitarbeiter von «gfs.bern» mehr Fragen in teils anderer Reihenfolge gestellt und die Fragebogen seien oftmals in manipulativer Weise aufgebaut gewesen.
Die «gfs.bern» befragte die Teilnehmenden zu Mobilfunk im Allgemeinen. Dabei sehen die Befragten eher Vor- als Nachteile der Mobilfunktechnologie. Nur neun Prozent gaben an, dass die Risiken eher oder auf jeden Fall überwiegen.
Die detaillierte Befragung zu den Vorteilen und Risiken ergab, dass die meisten glauben, die Betreiber bräuchten mehr Mobilfunkanlagen. Gleichzeitig stimmten 71 Prozent zu, dass Mobilfunkstrahlung zu Gesundheitsproblemen führen kann.
Die Umfrage zu 5G stünde im Widerspruch zu eigenen Erfahrungen und anderen Meinungsumfragen, wo deutlich mehr Teilnehmende befragt wurden. Laut «gfs.bern» sehen 54 Prozent eher oder ausschliesslich Vorteile bei 5G. Diese Darstellung widerspreche allerdings der Erfahrung, dass bei einer neu geplanten 5G-Anlage zwischen 80 und 90 Prozent der betroffenen Anwohner dagegen seien.
In der Schweiz erhoben rund 130'000 Personen Einsprache gegen 5G-Mobilfunkanlagen, weil sie einschneidende Nachteile befürchten. In einer Umfrage der Pendlerzeitung 20 Minuten von Ende 2019 mit gut 17'000 Befragten sprechen sich 26 Prozent gegen 5G aus. 34 Prozent finden, dass zuerst abgeklärt werden muss, ob 5G gesundheitlich unbedenklich ist. Bei der Umfrage der Boulevardzeitung Blick mit über 10'000 Befragten, halten 56 Prozent den Wechsel von 4G auf 5G für nicht notwendig. Des Weiteren zeigt die Umfrage OMNIBUS des Bundesamtes für Statistik, dass etwa 60 Prozent der Bevölkerung Mobilfunkmasten als gefährlich einstufen.
Das erstaunliche Resultat der Befragung sei einfach zu erklären, denn die Teilnehmenden gingen davon aus, dass 5G mit den bestehenden Grenzwerten betrieben werden könne. Bei der Frage zum Wissensstand über 5G erwähnte eine kleine Anzahl der Befragten nur zwei zentrale Nachteile: nämlich mehr Strahlung und höhere Gesundheitsrisiken.
Die Umfrage ist grundsätzlich mit Vorbehalten zu lesen. Zu 5G wurden, anders als allgemein zu Mobilfunk, nur 833 Personen befragt und dies kann kaum als repräsentative Umfrage gewertet werden. Gemäss der deutschen Medienpräsentation führte «gfs.bern» die Befragung im August dieses Jahres durch – gemäss der französischen Version jedoch bereits im Februar. Zudem sind die Grafiken nicht mit Prozentzahlen vermerkt. Der SVS schreibt dazu: «Solche Fehler dürften einem Umfrageinstitut wie der gfs.bern nicht passieren. Sie stellen die gesamte Auswertung infrage.»
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