Die 28-jährige Kenianerin beweist nicht nur Mut, sondern auch Kreativität und Weitsicht in einer prekären Situation, die viele Länder des Globalen Südens betrifft: die immer extremer werdende Wasserknappheit.

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Meteorologin, Aktivistin, Feministin und Leiterin von UNO-Koalitionen und einer eigenen NGO: Mana Omars Energie scheint unerschöpflich. Ihre Hauptanliegen sind Klimagerechtigkeit und die Stärkung von Frauenrechten in ihrem Heimatland Kenia, und unter diesen Leitsternen steht ihr vielfältiges Engagement für Aufforstung, sauberen Strom, nachhaltige Landwirtschaft und Gendergerechtigkeit.

Mana Omar

Kenia ist eins der Länder, in denen die Klimakrise real ist – unter anderem in Form von extremer Dürre. «Die Regenzeiten verschieben sich, und die Lebenssituation von Mensch und Tier werden immer prekärer», sagt die 28-jährige Meteorologin. Im Süden des Landes, wo sie aufgewachsen ist, hängen viele Menschen immer noch von der Viehwirtschaft ab – und somit von der Wasserversorgung der Seen und Flüsse. Immer mehr Familien verlassen deshalb das Gebiet und werden damit zu Klimaflüchtlingen. Bei anderen bleiben Frauen und Kinder zurück, während die Männer auf der Suche nach Wasser mit dem Vieh immer weiter weggehen.

Mana Omar, die in einem Massai-Dorf in der Region Magadi aufgewachsen ist, zeigt sich besonders besorgt, weil die Situation immer prekärer wird. «Allein für die tägliche Wasserversorgung müssen die Frauen oft bis zu sechs Kilometer weit gehen.» Das ist nicht nur mühsam, sondern auch gefährlich, da sie nicht selten angegriffen und überfallen werden. Eine geregelte Wasserversorgung gibt es nicht, so dass man zu hundert Prozent auf Regenfälle und naheliegende Gewässer angewiesen ist.

«Derzeit sind Millionen von Menschen von einer drohenden Hungersnot bedroht, da wir im Horn von Afrika eine der schlimmsten Dürreperioden der letzten Jahrzehnte erleben», sagte Omar bei einer Präsentation an der Wasserkonferenz der UNO, wo sie als Spezialgast eingeladen war. «Die Hirtengemeinschaften sind nicht nur auf ihren Viehbestand angewiesen, sondern auch auf ihr angestammtes Land und die Bewahrung ihrer kulturellen Praktiken.»

Doch eine Zukunft, in der man von immer unzuverlässigeren klimatischen Bedingungen abhängig ist, ist keine echte Zukunft. Sagte sich Mana Omar und gründete zusammen mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten die NGO «Sasal». In diesem Rahmen soll in den nächsten Jahren ein Aktionsplan ausgearbeitet und umgesetzt werden. Konkret: Massnahmen, mit denen die Dörfer und Gemeinden besser auf die Auswirkungen der Klimakrise reagieren können, und zwar unter Federführung der Frauen. Nebst Workshops werden auch technische Weiterbildungen durchgeführt, zum Beispiel um Dämme zu bauen oder Bäume zu pflanzen. Dafür arbeiten Omar und ihre Mitstreiterinnen direkt mit den betroffenen Gemeinden zusammen. Diese sind nicht nur mit Wasserknappheit konfrontiert, sondern auch mit einem Mangel an sanitären Einrichtungen und dem fehlenden Zugang zum Gesundheitssystem.

«Dies verstärkt die geschlechtsspezifische Gewalt und die Kluft zwischen den Geschlechtern. Besonders besorgt sind wir unter diesen unhygienischen Bedingungen über die Situation von schwangeren und stillenden Müttern und Mädchen. Unsere Regierung unternimmt in dieser Hinsicht nur wenig.»

Dabei sind Frauen, so ist Omar überzeugt, prädestinierte und entscheidende Akteurinnen im Bereich Klimaschutz. «Als Trägerinnen von Leben sind Frauen naturgemäss in einer Position, in der sie die Interessen ihrer Kinder und anderer vor ihre eigenen stellen. Das macht sie zu rücksichtsvolleren Führungspersönlichkeiten auch in Bezug auf Massnahmen, die für einen sicheren und nachhaltigen Planeten erforderlich sind.»

Ein schwieriges Vorhaben in einer nicht ganz konfliktfreien Umgebung – doch Omar kennt nur den Weg nach vorne. «Ich werde nicht aufgeben, bis am Ende. Was auch immer das Ende ist.» Hut ab für die Vision einer jungen Frau, die in einem komplexen Umfeld nach Lösungen sucht, statt an einer Krisensituation zu verzweifeln.

Kommentare

Wolle Rose kaufen?

von juerg.wyss
Wer kennt ihn nicht? Jeder von uns ist schon einem Rosenverkäufer begegnet. Aber die Mehrheit weiss nicht, woher diese Rose kommt. Ich werde es Euch sagen, sie kommen zu 100% aus Kenia. Für die Produktion der Rosen wird ungefähr die Hälfte des Trinkwassers verbraucht. Für unser Glück wird den Kenianern die Hälfte des Wassers gestohlen. Also wenn man von Wasserknappheit spricht, sollte man den Ausdruck Wasserdiebstahl berücksichtigen. Es herrscht also keine Wasserknappheit in Kenia, es fehlt die gerechte Verteilung des Wassers.  Es ist die wirtschaftliche Verarbeitung, die das Wasser nicht mehr zugänglich für die Bevölkerung macht. Aber dafür brauchen wir nicht nach Afrika zu gehen. Vichy z.B. hat sich eine Wasserpipeline bauen lassen, weil es kein Vichywasser mehr gibt für Vichy. sie beziehen ihr Trinkwasser aus einem Nachbarsdorf. Und weshalb? Damit ihr Trinkwasser vermarktet wird. Und wer verdient dran? Ein Betrieb nicht die Bevölkerung!