Ein wackeliger Stuhl, ein klemmender Ausziehgriff, eine undichte Kaffeemaschine oder ein zersplittertes Handy-Display: Dinge gehen kaputt oder funktionieren nicht mehr optimal. Viele Menschen kaufen dann die Sachen neu. Aber halt! – man kann allerlei reparieren lassen. Man muss nur wissen wo.

©Foto von Open Repair Alliance

Alljährlich werfen wir eine Unmenge von Dingen weg. Auch Gegenstände, an denen nicht viel kaputt ist und die nach einer einfachen Reparatur jahrelang wieder verwendet werden könnten. Leider ist das Reparieren in unserer «Wegwerfgesellschaft» aus der Mode gekommen.

Die meisten wüssten einfach nicht mehr, wie man Dinge repariert, sagen die MacherInnen der Repair Cafés. Wer dieses Wissen noch habe, werde von der Gesellschaft nicht besonders hoch geschätzt und stehe ungewollt am Rande. Das Wissen und Können dieser Menschen werde nicht oder nur sehr selten genutzt. Aber die Repair Cafés sollen das ändern, tun sie auch. Dort sind Menschen, die gelernt haben, etwas wieder in Gang zu bringen, und solche, die lernen wollen, wie man etwas flickt.

Ein Wissensaustausch findet also statt und man lernt Menschen aus der Nachbarschaft kennen, die man vorher nicht kannte. Gegenstände werden durch Reparaturen länger brauchbar und müssen nicht weggeworfen werden. Damit wird Material und Energie für neue Produkte eingespart. Das gilt auch für CO2-Emissionen. Denn bei der Herstellung von Produkten und beim Recycling von Gebrauchtgegenständen wird eine Menge CO2 freigesetzt.

Initiantin der Repair Cafés ist die Holländerin Martine Postma. Sie organisierte im Jahr 2009 das erste Reparatur-Treffen in Amsterdam. Durch den weltweiten Erfolg findet seither jedes Jahr, am dritten Samstag im Oktober, der International Repair Day statt.

Doch dieses Jahr war es wegen der Corona-Massnahmen schwierig, sich zu treffen und gemeinsam zu reparieren. «In den letzten Monaten wurde uns bewusst, wie wichtig es ist, Dinge wieder instandsetzen zu können. Deshalb haben wir uns entschieden ‹Reparatur ist essenziell› für dieses Jahr als Thema zu wählen», sagt Postma. Unabhängige Reparaturbetriebe und lokale Gruppen wurden unter anderem an diesem Tag miteinander vernetzt.

«Mehr denn je verlassen wir uns auf elektronische Geräte. Die Pandemie und der Lockdown in verschiedenen Ländern haben den Zugang zu Lieferketten unterbrochen und viele Menschen können es sich nicht leisten, einfach neue Geräte zu kaufen», so die internationale Community der Open Repair Alliance. «Die vergangenen Treffen haben uns geholfen, unsere Fähigkeiten zu verbessern und den sozialen Zusammenhalt von Gleichgesinnten zu stärken.»

Viele Gruppen organisierten Projekte zur Reparatur von Laptops und spendete sie an Schüler und Bedürftige. Ein ermutigendes Zeichen der Solidarität in der Gemeinschaft – heute wichtiger denn je. Deshalb ziehen wir vor all den Menschen der Repair Cafés unseren Hut!
 

In der Videoserie «Schönes Stück! Ode an die Reparatur» findet man verschiedene Beispiele von defekten Dingen, die von ReparateurInnen wieder in Ordnung gebracht werden konnten.