Das wilde Gemüse
Müssen Gurken, Zwiebeln, Kartoffeln und Tomaten immer gleich gross sein und dieselbe Form haben? In den Regalen von Grosshändlern ist das so, aber nicht bei bei Vivaconterra. Da ist das Gemüse noch so, wie es die Natur geschaffen hat: vielfältig und «normwidrig».
Die Konsumwirtschaft definiert, wie Gemüse wachsen muss, damit es als Nahrungsmittel verkauft werden kann. Der hohe Anspruch an Optik, Form, Grösse, Gewicht und Quantität führt dazu, dass die Verschiedenartigkeit beim Anbau verloren geht. Der Normenzwang führt zu Monokulturen und Verschwendung. Ein Grossteil des natürlich angebauten Gemüses wird nämlich wertlos und die dafür benötigte Zeit, Energie und die Ressourcen bleiben ungenutzt. Nicht so bei «Vivaconterra». Das Projekt entstand 2007 mit der Idee, wildes Gemüse wieder zugänglich zu machen.
In Zusammenarbeit mit sieben lokalen Bio- und Demeter-Betrieben im Raum Bern wird es verwirklicht. Wildes Gemüse beinhaltet die Vielfalt an Eigenschaften, welche aufgrund der Norm dem konventionellen Verbrauchsmarkt nicht entspricht. Das Gemüse ist für all jene gedacht, die sich an den unterschiedlichen Formen, Grössen und anderen «Normwidrigkeiten» erfreuen können. Das Projekt versteht sich nicht als Foodwaste-Bewegung, sondern als Ergänzung und Unterstützung von zukunftsfähigen und ganzheitlichen Landwirtschaftsmodellen. Jeden Dienstag werden von Helferinnen und Helfern alle Höfe angefahren, das Gemüse der vergangenen Woche berappt und neues Gemüse eingeladen. Am Mittag darf im Biohof «Heimenhaus» im bernischen Kirchlindach mit Freude mitgegessen und diskutiert werden. Nach der Tour wird das Gemüse im Kühlanhänger sortiert und im Restaurant «Heitere Fahne» in Wabern eingelagert.
Die durch den Verkauf des Gemüses erzielten Einnahmen gehen an die Bauernbetriebe zurück. Durch die finanzielle Unterstützung und durch die Mithilfe von rund zwanzig Menschen auf den Höfen bekommen die Bäuerinnen und Bauern mehr Raum für ihr nachhaltiges Landwirtschaftsprojekt.
Jeden Mittwoch steht der Gemüsestand von Vivaconterra vor dem Kulturzentrum «Heitere Fahne» in Wabern bei Bern.
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